Donnerstag, 13. Oktober : Hl. Gregor von Nazianz

Der, den du jetzt geringschätzest, stand einst hoch über dir; er, der jetzt Mensch ist, war ewig vollkommen. Er war im Anfang, ohne Ursprung; dann setzte er sich den Unwägbarkeiten dieser Welt aus. […] Das tat er, um dich zu retten; dich, der du ihn beleidigst; der du Gott verachtest, weil er deine unedle Natur angenommen hat. […] In Windeln wurde er gewickelt, doch bei seiner Auferstehung entledigte er sich des Leichentuchs. Er wurde in eine Futterkrippe gelegt, aber von Engeln verherrlicht, von einem Stern angekündigt, von den Weisen aus dem Morgenland angebetet. […] Er musste nach Ägypten fliehen, aber befreite dieses Land vom Aberglauben der Ägypter. Vor seinen Feinden hatte er „keine schöne und edle Gestalt“ (Jes 53,2), für David aber war er „der Schönste von allen Menschen“ (Ps 45(44),3), und auf dem Berg leuchtete er heller als die Sonne (vgl. Mt 17,1–2). Als Mensch wurde er getauft; aber als Gott wusch er unsere Sünden ab; er selbst hatte keine Reinigung nötig, doch er wollte das Wasser heiligen. Als Mensch wurde er versucht; doch als Gott triumphierte er, der „die Welt besiegt hat“ (vgl. Joh 16,8). […] Er litt Hunger und speiste doch Tausende als „das lebendige Brot, das vom Himmel herabgekommen ist“ (Joh 6,51). Er litt Durst, doch er rief aus: „Wer Durst hat, komme zu mir und trinke“ (vgl. Joh 7,37). Er kannte Müdigkeit, wurde aber zum Ruheort für alle, die „sich plagen und schwere Lasten zu tragen haben“ (vgl. Mt 11,28). […] Er lässt sich „Samariter und von einem Dämon besessen“ (Joh 8,48) nennen; aber er ist es, der den Mann rettet, der unter die Räuber gefallen war (vgl. Lk 10,29–30), und der die Dämonen in die Flucht schlägt. […] Er betet, aber er selbst ist es, der die Gebete erhört. Er weint, aber er ist es, der die Tränen versiegen lässt. Er wurde zu einem Spottpreis verkauft; aber er ist es, der die Welt loskauft, und zwar um einen teuren Preis: durch sein eigenes Blut. Wie ein Schaf wird er zum Tode geführt, er aber führt Israel – und heute die ganze Welt – zur wahren Weide (vgl. Ez 34,14). Wie ein Lamm verstummte er; aber er ist das Wort, angekündigt durch die Stimme dessen, der in der Wüste ruft (vgl. Mk 1,3). Er war entkräftet und verwundet; er aber ist es, der alle Krankheiten und Leiden heilt (vgl. Mt 9,35). Er wurde am Holz erhöht und daran festgenagelt; er aber ist es, der uns durch den Baum des Lebens wieder aufrichtet. […] Er stirbt, aber macht lebendig und vernichtet den Tod. Er wird begraben, aber er steht vom Tode auf und befreit in seiner Himmelfahrt die Seelen aus der Unterwelt.

Zuletzt geändert: 13 October 2022