Samstag, 15. Oktober : II. Vatikanisches Konzil

Obwohl jedem Jünger Christi die Pflicht obliegt, nach seinem Teil den Glauben auszusäen, beruft Christus der Herr aus der Schar der Jünger immer wieder solche, die er selbst will, damit sie bei ihm seien und er sie zur Verkündigung bei den Völkern aussende (vgl. Mk 3,13f.). […] Wenn Gott ruft, muss der Mensch Antwort geben, und zwar so, dass er nicht Fleisch und Blut zu Rate zieht (vgl. Gal 1,16), sondern sich ganz dem Dienst am Evangelium verschreibt. Eine solche Antwort kann der Mensch nur geben, wenn der Heilige Geist ihn treibt und ihm Kraft gibt. Tritt doch der Gesandte in das Leben und die Sendung dessen ein, der „sich selbst entäußert und Knechtsgestalt angenommen hat“ (Phil 2,7). So muss der Missionar bereit sein, sein Leben hindurch zu dem an ihn ergangenen Ruf zu stehen, sich selbst und allem, was er bislang als sein angesehen hat, zu entsagen, um allen alles zu werden (vgl. 1 Kor 9,22). Wenn er den Völkern die frohe Botschaft verkündet, mache er mit Freimut das Geheimnis Christi, an dessen Stelle er steht, kund. Deshalb habe er in ihm den Mut, so wie es seine Pflicht ist, zu reden (vgl. Eph 6,19f.; Apg 4,31) und sich des Ärgernisses des Kreuzes nicht zu schämen. In der Nachfolge seines Meisters, der sanft und von Herzen demütig war, mache er begreiflich, dass sein Joch nicht drückt und seine Bürde nicht lastet (vgl. Mt 11,29f.). Durch ein Leben ganz nach dem Evangelium, in großer Geduld, in Langmut und Güte und in aufrichtiger Liebe (vgl. 2 Kor 6,4f.) lege er Zeugnis ab für seinen Herrn, wenn es sein muss bis zur Hingabe des Lebens. Die Kraft und Tapferkeit dazu wird er im Gebet von Gott erlangen, und so wird er erfahren, dass aus aller Prüfung durch Trübsal und bitterste Armut übergroße Freude strömt (vgl. 2 Kor 8,2).

Zuletzt geändert: 15 October 2022