Mittwoch, 9. November : Hl. Aelred von Rievaulx

Wir haben oft gehört, dass Mose, nachdem er das Volk Israel aus Ägypten herausgeführt hatte, in der Wüste – dank der Gaben der Söhne Jakobs – einen Tabernakel baute, ein Zeltheiligtum. […] Man muss genau hinschauen, denn all das geschah, wie der Apostel Paulus sagt, als ein Beispiel für uns (vgl. 1 Kor 10,6). […] Ihr, meine Brüder, seid jetzt der Tabernakel Gottes, der Tempel Gottes, wie der Apostel erklärt: „Gottes Tempel ist heilig, und der seid ihr“ (1 Kor 3,17). Ihr seid der Tempel, in dem Gott ewig herrschen wird, ihr seid sein Zelt, weil er mit euch auf dem Weg ist; in euch dürstet er, in euch hungert er. Dieses Zelt wird jetzt noch […] durch die Wüste dieses Lebens getragen, bis wir das Land der Verheißung erreichen. Dann wird das Zelt zum Tempel und der wahre Salomo wird es „sieben Tage lang und nochmals sieben Tage“ (vgl. 1 Kön 8,65) einweihen. Diese zwei mal sieben Tage bedeuten die doppelte Ruhe […]: die Unsterblichkeit des Leibes und die Glückseligkeit der Seele. In der Zwischenzeit aber muss jeder, müssen wir alle – wenn wir wahre Kinder Israels im Geiste sind, wenn wir geistigerweise aus Ägypten ausgezogen sind –, Gaben zum Aufbau des Tabernakels darbringen […], denn „jeder hat seine eigene Gnadengabe von Gott, der eine so, der andere so“ (vgl. 1 Kor 7,7). […] Alles sei also allen gemeinsam. […] Keiner soll das Charisma, das er von Gott erhalten hat, als sein Eigentum betrachten; keiner soll seinen Bruder um ein Charisma beneiden, das jener erhalten hat. Jeder betrachte vielmehr das, was sein ist, als das, was allen seinen Brüdern gehört, und zögere nicht, das, was seinem Bruder gehört, als das Seine zu betrachten. Nach seinem barmherzigen Ratschluss handelt Gott mit uns so, dass jeder den anderen braucht: Was der eine nicht hat, kann er in seinem Bruder finden. […] „So sind wir, die vielen, ein Leib in Christus, als einzelne aber sind wir Glieder, die zueinander gehören“ (Röm 12,5).

Zuletzt geändert: 9 November 2022