Donnerstag, 15. Dezember : Hl. Charles de Foucauld

Man muss die Wüste durchschreiten und dort verweilen, um die Gnade Gottes zu empfangen; dort wird man leer, dort vertreibt man alles aus seinem Inneren, was nicht Gott ist, und räumt das kleine Haus der eigenen Seele vollständig aus, um Gott allein den ganzen Platz zu überlassen. Die Hebräer sind durch die Wüste gezogen, Mose lebte dort, bevor er seinen Auftrag erhielt, der hl. Paulus und der hl. Johannes Chrysostomus haben sich ebenfalls in der Wüste vorbereitet. […] Es ist dies eine Zeit der Gnade, eine Periode, die jede Seele, die Frucht bringen will, notwendigerweise durchlaufen muss. Sie braucht diese Stille, diese Sammlung, dieses Vergessen alles Geschaffenen, und gerade so errichtet Gott seine Herrschaft und formt in ihr den inneren Geist: das innig vertraute Leben mit Gott, das Gespräch der Seele mit Gott in Glaube, Hoffnung und Liebe. Später wird die Seele in dem Maß Frucht bringen, wie sich der innere Mensch in ihr gebildet hat (vgl. Eph 3,16). […] Man gibt das, was man hat. In der Einsamkeit, in diesem Leben allein mit dem alleinigen Gott, in dieser tiefen Sammlung der Seele, die alles vergisst, um allein in der Vereinigung mit Gott zu leben – dort schenkt sich Gott ganz dem, der sich ihm ebenso ganz schenkt. Gebt euch ganz ihm hin […], und er wird sich euch ganz hingeben. […] Schaut auf den hl. Paulus, den hl. Benedikt, den hl. Patrick, den hl. Gregor den Großen und auf die vielen anderen: Was für eine lange Zeit der Sammlung und des Schweigens! Geht noch weiter: Schaut auf Johannes den Täufer, schaut auf unseren Herrn. Unser Herr hatte es nicht nötig, aber er wollte uns ein Beispiel geben.

Zuletzt geändert: 15 December 2022