Montag, 12. Dezember : Hl. Beda Venerabilis

Wenn wir uns fragen, warum Johannes denn taufte, obwohl seine Taufe keine Sünden vergeben konnte, so liegt der Grund dafür auf der Hand: Um seinen Dienst als Vorläufer treu zu erfüllen, musste er vor dem Herrn taufen, so wie er auch vor ihm geboren wurde, vor ihm predigte und vor ihm sterben sollte; zugleich auch, um zu verhindern, dass das missgünstige Gezänk der Pharisäer und Schriftgelehrten den Dienst des Herrn beeinträchtigte, was der Fall gewesen wäre, wenn er als Erster den Menschen die Taufe gespendet hätte. „Woher stammte die Taufe des Johannes? Vom Himmel oder von den Menschen?“ Da die Gegner nicht zu leugnen wagten, dass sie vom Himmel kam, wären sie gezwungen, anzuerkennen, dass auch die Werke dessen, den Johannes verkündete, durch eine Macht bewirkt wurden, die vom Himmel kommt. Wenn auch die Taufe des Johannes keine Sünden tilgte, so war sie doch für alle, die sie empfingen, nicht ohne Nutzen. […] Sie war ein Zeichen des Glaubens und der Umkehr, sie erinnerte nämlich alle daran, dass sie sich der Sünden enthalten, Almosen geben, an Christus glauben und – sobald er auftreten würde – zu seiner Taufe eilen sollten, um durch dieses Bad die Vergebung ihrer Sünden zu erlangen. Darüber hinaus stellt die Wüste, in der sich Johannes aufhielt, das Leben der Heiligen dar, die sich von den Freuden dieser Welt losgesagt haben. Ob sie nun in der Einsamkeit leben oder mitten unter den Menschen, trachten sie mit ganzer Seele danach, sich von den Begierden der gegenwärtigen Welt zu lösen. Sie finden ihre Freude darin, im Innersten ihres Herzens Gott anzuhangen und ihre Hoffnung nur auf ihn zu setzen. Diese Einsamkeit der Seele, die Gott so lieb ist, suchte der Psalmist mit der Hilfe des Heiligen Geistes, als er sagte: „Hätte ich doch Flügel wie eine Taube, dann flöge ich davon und käme zur Ruhe“ (Ps 55(54),7).

Zuletzt geändert: 12 December 2022