Montag, 26. Dezember : Hl. Theresia Benedicta a Cruce [Edith Stein]

Das Kind in der Krippe streckt die Händchen aus, und sein Lächeln scheint schon zu sagen, was später die Lippen des Mannes gesprochen haben: Kommt her zu mir alle, die ihr mühselig und beladen seid (Mt 11,28). […] „Folge mir“, so sprechen die Kinderhände, wie später die Lippen des Mannes gesprochen haben. So sprachen sie zu dem Jünger, den der Herr lieb hatte und der nun auch zu der Gefolgschaft an der Krippe gehört. Und der hl. Johannes, der Jüngling mit dem reinen Kinderherzen, folgte, ohne zu fragen: wohin? und wozu? Er verließ des Vaters Schiff (vgl. Mt 4,22) und ging dem Herrn nach auf allen seinen Wegen bis hinauf nach Golgotha (vgl. Joh 19,26). „Folge mir“ – das vernahm auch der Jüngling Stephanus. Er folgte dem Herrn zum Kampf gegen die Mächte der Finsternis, die Verblendung des hartnäckigen Unglaubens, er legte Zeugnis für ihn ab mit seinem Wort und mit seinem Blut, er folgte ihm auch in seinem Geist, dem Geist der Liebe, der die Sünde bekämpft, aber den Sünder liebt und noch im Tode für den Mörder vor Gott eintritt. Lichtgestalten sind es, die um die Krippe knien: die zarten, unschuldigen Kinder, die treuherzigen Hirten, die demütigen Könige, Stephanus, der begeisterte Jünger, und der Lieblingsapostel Johannes: sie alle, die dem Ruf des Herrn folgten. Ihnen gegenüber steht die Nacht der unbegreiflichen Verhärtung und Verblendung: die Schriftgelehrten, die Auskunft geben können über Zeit und Ort, da der Heiland der Welt geboren werden soll (vgl. Mt 2,5), die aber kein Transeamus usque Bethlehem daraus ableiten; der König Herodes, der dem Herrn des Lebens ans Leben will. Vor dem Kind in der Krippe scheiden sich die Geister. Es ist der König der Könige und der Herr über Leben und Tod. Es spricht sein „Folge mir“, und wer nicht für ihn ist, ist wider ihn (vgl. Mt 12,30). Er spricht es auch für uns und stellt uns vor die Entscheidung zwischen Licht und Finsternis.

Zuletzt geändert: 26 December 2022