Samstag, 17. Dezember : Sel. Guerricus von Igny

O Erwartung der Völker! (vgl. Gen 49,10 Vulg). Alle, die auf dich warten, werden nicht zuschanden. Unsere Väter haben dich erwartet, alle Gerechten seit Anbeginn der Welt haben auf dich gehofft, und du hast sie nicht enttäuscht (vgl. Ps 22(21),5). […] Die Kirche aber, die in den Gerechten von damals auf das erste Kommen Christi wartete, erwartet in gleicher Weise das zweite Kommen in den Gerechten des Neuen Bundes. So sicher wie sie war, dass durch sein erstes Kommen der Preis der Erlösung bezahlt würde, so sicher ist sie auch, dass sein zweites Kommen ihr die Frucht des Lohns bringen wird. Durch diese Erwartung und Hoffnung ist die Kirche über den irdischen Dingen verortet und strebt mit ebenso großer Freude wie Sehnsucht nach den ewigen Gütern. Während andere ihrem Glück hier auf der Erde nachjagen, ohne darauf zu achten, ob der Wille des Herrn sich darin erfüllt, und wo sie sich auf das stürzen, was ihnen diese Welt bietet, da hält sich der „selige Mensch, der seine Hoffnung auf den Herrn gesetzt und nicht auf Nichtigkeiten und auf trügerischen Wahn geblickt hat“ (vgl. Ps 39(40),5 Vulg.), von ihren Wegen fern. […] Er weiß, dass es besser ist, mit den Sanftmütigen erniedrigt zu werden, als mit den Stolzen die Beute zu teilen. Er tröstet sich mit den Worten: „Mein Anteil ist der Herr, darum harre ich auf ihn. Gut ist der Herr zu dem, der auf ihn hofft, zur Seele, die ihn sucht. Herr, meine Seele verzehrt sich nach deinem Heil, und auf dein Wort habe ich meine Hoffnung gesetzt“ (vgl. Kgl 3,24–26; Ps 118(119),81 Vulg). […] Ich bin sicher, „dass er am Ende kommen und uns nicht enttäuschen wird“; deshalb „warte ich auf ihn, auch wenn er sich verzögert; denn er wird gewiss kommen und nicht ausbleiben“ (vgl. Hab 2,3).

Zuletzt geändert: 17 December 2022