Montag, 30. Januar : Hl. Charles de Foucauld

Wenn wir Jesus nachfolgen wollen, brauchen wir uns nicht zu wundern, wenn er uns dies nicht sofort erlaubt oder wenn er es uns sogar nie erlaubt – mag dieses Verlangen auch völlig berechtigt, ganz seinen Ratschlägen entsprechend, seinem Herzen sehr wohlgefällig, von ihm selbst inspiriert sein! Sein Blick reicht nämlich weiter als der unsrige; und er will nicht nur unser Wohl, sondern das Wohl aller. Würden wir ihm tatsächlich Schritt für Schritt nachfolgen, dann würden wir damit vielleicht nur für unser eigenes Wohl oder für das Wohl einiger weniger sorgen; gehen wir aber dorthin, wohin er uns sendet, um seinen Willen zu tun – wenn wir dabei auch nur in der Seele mit ihm vereint sind, ohne den Trost, auch in unserem äußeren Leben so nahe bei ihm sein zu können –, so fördern wir womöglich das Wohl vieler. Der Herr zieht das allgemeine Wohl dem Wohl des Einzelnen vor, umso mehr, als das Wohl des Einzelnen auf diese Weise nicht nur ebenso gut, sondern sogar noch besser verwirklicht wird, als wenn man ihm buchstäblich nachfolgen würde. Denn dieses Wohl des Einzelnen kommt ja doch nur aus seiner Gnade, und er kann dem Gerasener, der fern von ihm predigt, doppelt so viele Gnaden schenken und ihn doppelt so heilig machen in diesem und im nächsten Leben, als wenn derselbe Gerasener an seiner Seite wandern und sein Leben teilen würde … […] Außerdem müssen wir nicht unbedingt annehmen, dass er uns für immer die Nachfolge verweigert … Vielleicht erlaubt Jesus dem Gerasener einige Monate oder ein paar Jahre später, sich den Aposteln anzuschließen … Hoffen wir immer – sofern es möglich ist –, das vollkommenste Leben schlechthin verwirklichen zu können; doch für den Moment lasst uns das Leben so, wie Jesus es uns beschert, das Leben, in dem er uns haben will, auf vollkommene Weise leben; lasst uns darin so leben, wie er selbst darin leben würde, wenn der Wille seines Vaters ihn dazu bewegen würde; lasst uns darin alles so tun, wie er es tun würde, wenn der Vater ihn an diesen Platz stellen würde, so wie er uns dorthin gestellt hat. Die wahre Vollkommenheit besteht nämlich darin, den Willen Gottes zu tun …

Zuletzt geändert: 30 January 2023