Dienstag, 14. Februar : Hl. Johannes Paul II.

Seit dem Beginn des apostolischen Zeitalters, als das Evangeliums auf diesen europäischen Boden gesät und er mit dem Blut der Märtyrer getränkt wurde, setzte eine jahrhundertelange kontinuierliche und fruchtbare Entwicklung ein, die Europa mit christlichem Lebenssaft durchtränkte. Die heiligen Schutzpatrone Europas, der heilige Benedikt und die heiligen Cyrill und Methodius, sind in besonderer Weise Zeugen dieser Entwicklung. Das eigentümliche Charisma ihres evangelisierenden Wirkens besteht darin, dass sie Keime gelegt, dass sie Formen und Stile ins Leben gerufen haben, wodurch das Evangelium im kulturellen und sozialen Gefüge und im Geist der sich bildenden europäischen Völker Gestalt annehmen konnte. […] Diese heiligen Patrone […] sind auch für uns aktuelle Vorbilder und bleibende Inspiration; denn das Werk der Evangelisierung ist – angesichts der besonderen Situation, in der sich Europa heute befindet – vor die Aufgabe gestellt, eine neue schöpferische Synthese zwischen Evangelium und Lebenswirklichkeit anzubieten. Wir müssen uns bewusst sein, wie wichtig es ist, die Neuevangelisation auf diese gemeinsamen Wurzeln Europas aufzupfropfen. […] Denn diese christlichen Wurzeln sind besonders reich und anregend, weil sie auf demselben Glauben gründen, sich auf dieselbe ungeteilte Kirche berufen. […] Andererseits müssen wir auch bedenken, dass diese gemeinsamen Wurzeln zweifach sind. Denn sie haben die Form zweier Strömungen christlicher Tradition angenommen – in Theologie, Liturgie und Askese – und zweier Kulturmodelle, die unterschiedlich, aber nicht gegensätzlich sind, sondern im Gegenteil einander ergänzen und gegenseitig bereichern. Benedikt durchdrang die christliche und kulturelle Tradition des Westens mit dem eher logischen und rationalen Geist der Latinität; Cyrill und Methodius sind Repräsentanten der altgriechischen Kultur, die eher intuitiv und mystisch ist, und werden als Väter der Tradition der slawischen Völker verehrt. Es ist unsere Aufgabe, das Erbe dieses reichen und komplementären Denkens anzutreten und geeignete Mittel und Wege zu seiner Aktualisierung zu finden sowie eine intensivere spirituelle Verständigung zwischen Orient und Okzident herzustellen.

Zuletzt geändert: 14 February 2023