Der Mensch bedarf ständig der göttlichen Hilfe: Das kann mühelos aufgezeigt werden. Die menschliche Gebrechlichkeit kann von sich aus und ohne die Hilfe Gottes nichts, was das Heil betrifft, erreichen. […] Immer wieder kommt es vor, dass wir ein nützliches Ziel verfolgen; unserem Wunsch mangelt es weder an Eifer noch an gutem Willen.
Aber ist es nicht dennoch so, dass irgendeine Schwachheit dazwischenkommt, die unsere guten Vorsätze, die wir gefasst haben, unwirksam macht und die gute Wirkung unserer Absichten verhindert, wenn nicht der Herr in seiner Barmherzigkeit uns die Kraft schenkt, sie zu erfüllen? Unzählig ist die Schar derer, die sich redlich dem Streben nach Tugend widmen wollen; aber wenn ihr einmal diejenigen zählt, denen es gelingt, ihren Traum zu verwirklichen und in ihren Bemühungen auszuharren, wie wenige werdet ihr finden! […]
Der göttliche Schutz begleitet uns unzertrennlich. Doch die Zuneigung des Schöpfers zu seinem Geschöpf ist so groß, dass seine Vorsehung nicht damit zufrieden wäre, uns nur zu begleiten; sie geht uns immer voraus. Der Prophet, der diese Erfahrung gemacht hat, gibt offen Zeugnis davon: „Die Barmherzigkeit meines Gottes wird mir zuvorkommen“ (vgl. Ps 58(59),11 Vulg.). Sobald er in uns ein Anzeichen des guten Willens erkennt, gießt er sein Licht und seine Kraft über uns aus, er treibt uns zum Heil und lässt den Keim wachsen, den er selbst gesät hat oder den er durch unsere Bemühungen aus der Erde aufsprießen sieht. „Schon ehe sie rufen, gebe ich Antwort, während sie noch reden, erhöre ich sie“ (Jes 65,24). Weiter heißt es: „Er wird dir antworten, sobald er dich hört“ (Jes 30,19). Und er inspiriert uns nicht nur zu heiligen Wünschen, sondern bereitet uns auch die Gelegenheiten, zurückzukehren ins wahre Leben, günstige Umstände, um gute Früchte zu bringen; er zeigt den Verirrten den rechten Weg zum Heil.