Judas hatte klar ausgedrückt, dass er Reue empfand: „Ich habe gesündigt, ich habe einen unschuldigen Menschen ausgeliefert“ (vgl. Mt 27,4). Der Dämon, der diese Worte gehört hatte, erkannte, dass Judas auf dem Weg der Besserung war und erschrak über diese Verwandlung. Dann überlegte er: „Sein Herr ist gütig; als er von ihm verraten werden sollte, weinte er über Judas Schicksal und beschwor ihn auf jede nur mögliche Weise.
Es würde mich wundern, wenn er ihn nicht sofort wieder aufnehmen würde, sobald er aus ganzer Seele bereut; wenn er ihn nicht wieder an sich ziehen würde, sobald er sich aufrafft und seine Schuld eingesteht. Ist sein Herr nicht dafür ans Kreuz gegangen?“ Nach diesen Überlegungen stürzte der Dämon den Geist des Judas in tiefe Verwirrung; er ließ eine ungeheure Verzweiflung in ihm aufsteigen, die ihn völlig aus der Fassung brachte, und bedrängte ihn so lange, bis es ihm gelang, ihn in den Selbstmord zu treiben und ihm das Leben zu nehmen, nachdem er ihn seiner Reuegefühle beraubt hatte.
Es besteht kein Zweifel daran, dass er gerettet worden wäre, wenn er am Leben geblieben wäre: Man braucht ja nur an das Beispiel der Peiniger zu denken. Wenn Christus die gerettet hat, die ihn ans Kreuz schlugen, wenn er sogar am Kreuz noch den Vater um Vergebung ihrer Schuld bat und für sie eintrat (vgl. Lk 23,34), wie hätte er dann den Verräter nicht mit allem Wohlwollen wieder aufgenommen, vorausgesetzt, dieser hätte den Beweis seiner ehrlichen Umkehr erbracht? […] Petrus verleugnete dreimal, und hatte doch vorher an der Kommunion der heiligen Geheimnisse teilgenommen; seine Tränen erwirkten seinen Freispruch (vgl. Mt 26,75; Joh 21,15). Paulus, der Verfolger, der Lästerer, der Anmaßende, Paulus, der nicht nur den Gekreuzigten, sondern auch dessen Jünger verfolgt hatte, wurde nach seiner Bekehrung Apostel. Gott verlangt nur eine leichte Buße von uns, um uns die Vergebung der Sünden zu gewähren.