Die Liebe ist es, die Gott dazu bewegte, uns aus sich selbst, das heißt aus seiner unendlichen Weisheit, zu ziehen, damit wir glücklich seien und an seiner höchsten Glückseligkeit teilhaben. Als der Mensch durch die Sünde die Gnade verloren hatte, vereinte und verknüpfte dieses Band [der Liebe] Gott mit der menschlichen Natur und pfropfte ihn in uns ein.
Denn das Leben wurde in den Tod eingepfropft; wir waren tot und seine Vereinigung mit uns hat uns das Leben geschenkt.
Sobald Gott in den Menschen eingepfropft war, lief der Gott-Mensch, von Liebe entflammt, in den schmachvollen Tod des Kreuzes. Auf diesen Baum wollte das fleischgewordene Wort aufgepfropft werden, und es wurde durch Liebe am Kreuz befestigt und nicht durch die Nägel, die nicht ausgereicht hätten, um den Gottmenschen festzuhalten. Der sanfte Meister ist auf diesen [Lehr-] Stuhl gestiegen, um uns die Lehre der Wahrheit zu lehren; und die Seele, die ihm nachfolgt, wird nicht in der Finsternis umhergehen (Joh 8,12). […]
Schlafen Sie also nicht mehr, mein Vater, denn aus sich selbst sind Sie eine schwache Säule; sondern vereinen Sie sich mit dem Baum des Kreuzes; verbinden Sie sich durch die Liebe, durch unaussprechliche und grenzenlose Liebe mit dem geopferten Lamm, das sein Blut aus allen Teilen seines Leibes vergießt. Mögen unsere Herzen zerreißen; keine Härte mehr, keine Nachlässigkeit mehr, denn die Zeit schläft nicht, sondern nimmt ihren Lauf. Bleiben wir bei Gott in Liebe und heiligem Verlangen, und wir haben nichts mehr zu fürchten.