In seiner Menschlichkeit brachte unser Herr diesen Gedanken zum Ausdruck, als er betete: „Mein Vater, wenn es möglich ist, gehe dieser Kelch an mir vorüber. Aber nicht wie ich will, sondern wie du willst“ (Mt 26,39), um uns wie auch sonst ein Beispiel zur Nachahmung zu geben. Und doch war sein Wille kein anderer als der seines Vaters.
„Denn der Menschensohn ist gekommen, um zu suchen und zu retten, was verloren ist und sein Leben hinzugeben als Lösegeld für viele“ (Lk 19,10; Mt 20,28). Er selbst sagt von seinem Leben: „Niemand entreißt es mir, sondern ich gebe es aus freiem Willen hin. Ich habe Macht, es hinzugeben, und ich habe Macht, es wieder zu nehmen“ (Joh 10,18).
Über die ununterbrochene Willenseinheit, die zwischen seinem Vater und ihm bestand, lässt der heilige König David ihn in Psalm 40(39) (Vers 9) sagen: „Deinen Willen zu tun, mein Gott, macht mir Freude, deine Weisung trag’ ich im Herzen.“ Über den Vater lesen wir zwar: „Denn Gott hat die Welt so sehr geliebt, dass er seinen einzigen Sohn hingab“ (Joh 3,16). Aber über den Sohn finden wir das Wort: Er hat „sich für unsere Sünden hingegeben“ (Gal 1,4). Vom Vater heißt es: „Er hat seinen eigenen Sohn nicht verschont, sondern ihn für uns alle hingegeben“ (Röm 8,32). Vom Sohn aber: „Er wurde geopfert, weil er es wollte“ (vgl. Jes 53,7 Vulg.).
So wird die Einheit des Willens zwischen dem Vater und dem Sohn immer wieder ausgedrückt, bis ins Geheimnis der Auferstehung hinein, wo wir erkennen, dass sie beide nur ein gemeinsames Werk vollbrachten. Der Vater war es, der – nach dem seligen Apostel – den Leib seines Sohnes auferweckt hat: „… durch Gott, den Vater, der ihn von den Toten auferweckt hat“ (Gal 1,1). Aber auch der Sohn beteuert, dass er den Tempel seines Leibes wieder aufrichten wird: „Reißt diesen Tempel nieder, in drei Tagen werde ich ihn wieder aufrichten“ (Joh 2,19).
Durch das Beispiel des Herrn belehrt, sollten wir alle unsere Gebete mit einem Wunsch abschließen, der dem seinen gleicht, und allen unseren Bitten das Wort hinzufügen: „Aber nicht wie ich will, sondern wie du willst“ (Mt 26,39).