Unsere Heiligkeit ist wesentlich übernatürlicher Art. Alle Anstrengungen der Natur zusammengenommen können keine übernatürliche Handlung hervorbringen, nichts, das in irgendeinem Verhältnis steht zu unserem Ziel, der seligen Schau der anbetungswürdigen Dreifaltigkeit. […] Aber Gott, der all seine Werke mit unendlicher Weisheit vollbringt, hat uns in der Gnade das Mittel gegeben, um seine göttlichen Absichten in uns zu verwirklichen.
Ohne die Gnade – und diese Gnade kommt einzig und allein von Gott – sind wir unfähig, irgendetwas zu tun, um unser übernatürliches Ziel zu erreichen; der hl. Paulus sagt uns, dass wir ohne sie nicht einmal einen guten Gedanken fassen können, der würdig wäre, uns für die ewige Seligkeit angerechnet zu werden (vgl. 2 Kor 3,5). Es ist das Echo des Wortes Christi: „Getrennt von mir könnt ihr nichts vollbringen“ (Joh 15,5), könnt ihr das höchste Ziel nicht erreichen, könnt ihr nicht heilig werden. Jesus Christus selbst kommentierte diese Wahrheit: Er sagte uns, dass er der Weinstock sei und wir die Reben; um Früchte zu bringen, müssen wir mit ihm in der Gnade vereint bleiben, damit wir, indem wir von ihm den übernatürlichen Saft aufnehmen, seinem Vater Früchte bringen können, die ihm wohlgefällig sind.
Daraus erkennen Sie die Notwendigkeit, dass die Seele sich nicht von Gott, der Quelle der Gnade, ohne die wir nichts können, entfernen darf. Vielmehr müssen wir uns ihm vorbehaltlos hingeben, denn „mit der Gnade vermögen wir alles“ (vgl. Phil 4,13) […]. Es gibt kein ehrbares Werk, wie banal oder gewöhnlich es auch sein mag, das, wenn es unter der Inspiration der Gnade getan wird, nicht dazu beitragen kann, uns zu dieser höchsten Erhebung, der seligen Schau, zu führen; denn „alles führt zum Guten bei denen, die Gott dazu beruft, in Einheit mit ihm zu leben“ (vgl. Röm 8,28).