„Verkünden will ich dir, hör mir zu! Was ich geschaut, will ich erzählen“ (Ijob 15,17). Zur Eigenart des Hochmütigen gehört es, niemals ein – wenn auch noch so geringes – Empfinden von Rechtschaffenheit zu haben, ohne es in den Dienst des Stolzes zu verbiegen. Er erhebt sich kraft seiner eigenen Vernunft über sich selbst, nur um dann, aufgebläht von Eitelkeit, in die Falle des Stolzes zu tappen.
Er hält sich für weiser als die Weisen und verlangt Respekt von dem, der besser ist als er selbst; er maßt sich an, vor einem, der heiliger ist als er, mit dem Anschein von Autorität zu lehren. Aus dieser Haltung kommt die Aussage: „Verkünden will ich dir, hör mir zu!“ […]
Nach dem Wort: „Der Frevler ist stolz all seine Tage“, fügt Ijob hinzu: „und die Zahl der Jahre seiner Tyrannei ist ungewiss“ (vgl. Ijob 15,20 Vulg.). Mit anderen Worten: Warum sollte man sich stolz in irgendeiner Sicherheit wiegen, wenn doch Unsicherheit das Los des menschlichen Daseins ist? Für Menschen aber, die ein verkommenes Leben führen, hält der allmächtige Gott nicht nur die Qualen des zukünftigen Lebens bereit; schon hier auf Erden, in der Stunde ihres Versagens, umschlingt er ihre Herzen mit Strafen: Indem sie sündigen, schlagen sie sich selbst, immer zitternd, immer misstrauisch, aus Angst, von anderen das erleiden zu müssen, was sie anderen angetan haben.