Tertullian

Selbstverständlich kann kein Hindernis die Erfüllung des Willens Gottes vereiteln, es geht also nicht darum, dem Gelingen seiner Absichten Erfolg zu wünschen, sondern wir bitten darum, dass sein Wille in allen Menschen geschehe.

Hinter dem Bild von Fleisch und Geist sind wir selbst es, die mit Himmel und Erde gemeint sind.

Aber selbst im buchstäblichen Sinne bleibt die Bitte ihrem Wesen nach dieselbe, nämlich dass der Wille Gottes in uns auf Erden geschehen möge, damit er auch im Himmel an uns geschehen könne. Was aber will Gott anderes, als dass wir den Wegen seiner Lehre folgen? Wir bitten ihn also, er möge uns den Inhalt und die Kraft seines Willens mitteilen, damit wir sowohl auf Erden als auch im Himmel gerettet werden, denn sein höchster Wille ist es, die Kinder, die er angenommen hat, zu retten. Diesen Willen Gottes hat der Herr durch Wort, Tat und Leiden verwirklicht. In diesem Sinne sagte er, dass er nicht seinen Willen, sondern den seines Vaters tue.

Es besteht kein Zweifel, dass er nicht seinen Willen, sondern den seines Vaters tat; nach seinem Beispiel sind wir heute aufgefordert zu predigen, zu wirken und zu leiden bis zum Tod. Um dies zu erfüllen, brauchen wir den Willen Gottes. Indem wir nun sagen: „Dein Wille geschehe“, freuen wir uns darüber, dass der Wille Gottes niemals ein Übel für uns ist; gleichzeitig ermutigen wir uns mit diesem Worte zum Ertragen von Leiden. Auch der Herr hat, um uns inmitten seines Leidens an seinem eigenen Fleische die Schwäche unseres Fleisches zu zeigen, gesagt: „Vater, nimm diesen Kelch von mir“, und gleich darauf, sich besinnend: „Aber nicht mein, sondern dein Wille soll geschehen“ (vgl. Lk 22,42). Er selbst war der Wille und die Macht des Vaters; aber um uns zu lehren, den Tribut des Leidens zu bezahlen, übergibt er sich ganz dem Willen des Vaters.

Quelle: Evangelizo

Zuletzt geändert: 22 June 2023