„Groß bist du, o Herr, und überaus preiswürdig; groß ist deine Stärke, und deiner Weisheit ist kein Ziel gesetzt“ (vgl. Ps 145(144),3; 147(146),5). Und dich will loben ein Mensch, ein winziger Teil deiner Schöpfung, ein Mensch, der schwer trägt an der Bürde seiner Sterblichkeit, schwer trägt auch am Zeugnis seiner Sünde und am Zeugnis, dass „du den Stolzen widerstehest“ (vgl.
1 Petr 5,5; Jak 4,6). Und dennoch will dich loben der Mensch, selbst ein Teil deiner Schöpfung. Du selbst veranlasst ihn, in deinem Preis eine Wonne zu suchen, denn geschaffen hast du uns im Hinblick auf dich, und unruhig ist unser Herz, bis es ruhet in dir. […]
„Loben werden den Herrn, die ihn suchen“ (vgl. Ps 22(21),27). Denn wer sucht, der findet ihn, und wer ihn findet, wird ihn preisen. So will ich dich denn suchen, o Herr, indem ich dich anrufe, und dich anrufen, da ich an dich glaube; denn du bist uns verkündet worden. Dich, o Herr, ruft an mein Glaube, den du mir gegeben, den du mir eingehaucht hast durch die Menschwerdung deines Sohnes, durch das Amt deines Predigers. Doch wie soll ich meinen Gott anrufen, meinen Gott und meinen Herrn? Sicherlich werde ich ihn in mich rufen, wenn ich ihn anrufe. Und wo gibt es eine Stätte in mir, wohin mein Gott zu mir kommen soll? Wohin Gott kommen soll, Gott, der geschaffen hat Himmel und Erde? So gibt es denn wirklich, Herr mein Gott, etwas in mir, was dich fassen könnte? Aber fassen dich denn Himmel und Erde, die du zusammen mit mir geschaffen hast? […] Weil nun auch ich dazu gehöre, warum bitte ich dich, zu mir zu kommen, da ich doch nicht bestände, wenn du nicht in mir wärest? […]
Wer wird mir nun geben, dass ich Ruhe finde in dir? Wer wird mir geben, dass du einziehest in mein Herz und es berauschest, auf dass ich mein Elend vergesse und dich, mein einzig Gut, umfasse? Was bist du mir? Erbarme dich meiner, damit ich davon reden kann! Was bin ich dir aber selbst, dass du von mir geliebt zu werden verlangst […] Sage mir doch bei deiner Barmherzigkeit, Herr mein Gott, was du mir bist! „Sage meiner Seele: Ich bin dein Heil!“ (vgl. Ps 35(34),3). Sprich vernehmlich zu mir! Siehe, o Herr, die Ohren meines Herzens sind vor dir; öffne sie und sprich zu meiner Seele: „Dein Heil bin ich“. Nacheilen will ich diesem Wort und so dich erfassen.