„Jesus sprach zu ihr: Rühre mich nicht an, denn ich bin noch nicht aufgefahren zu meinem Vater. Geh aber hin zu meinen Brüdern und sag ihnen: Ich fahre auf zu meinem Vater und eurem Vater, zu meinem Gott und zu eurem Gott.“ Es ist in diesen Worten etwas, was wir zwar kurz, aber doch mit Aufmerksamkeit behandeln müssen.
Jesus lehrte nämlich der Frau, die ihn als Lehrer erkannte und bezeichnete, bei seiner Antwort den Glauben, und jener Gärtner säte in ihrem Herzen als in seinem Garten das Senfkörnlein. Was heißt nun: „Rühre mich nicht an“? Und als ob man um die Ursache dieses Verbotes fragen würde, fügte er hinzu: „Denn ich bin noch nicht aufgefahren zu meinem Vater“. […]
Jesus wollte, dass man so an ihn glaube, d. h. so ihn geistig berühre, dass er und der Vater eins sind. In den innersten Sinnen desjenigen nämlich ist er gewissermaßen zum Vater aufgestiegen, der in ihm so vorangeschritten ist, dass er ihn als dem Vater gleich anerkennt; anders berührt man ihn nicht recht, d. h. anders glaubt man nicht recht an ihn.
Es konnte aber Maria an ihn so glauben, dass sie ihn dem Vater ungleich hielt, was ihr allerdings verboten wird, indem zu ihr gesagt wird: „Rühre mich nicht an“, d. h. glaube an mich nicht so, wie du jetzt noch urteilst: du sollst dein Denken nicht zu dem ausdehnen, was ich für dich geworden bin, ohne zugleich zu dem fortzuschreiten, wodurch du geworden bist. Denn wie glaubte sie nicht noch fleischlich an ihn, den sie wie einen Menschen beweinte? „Denn ich bin noch nicht“, sagt er, „zu meinem Vater aufgefahren“; dort wirst du mich berühren, wenn du an mich glaubst als den dem Vater nicht ungleichen Gott.