Der Herr hat gesagt: „Ich bin gekommen, um die Sünder zu rufen, nicht die Gerechten“ (Mt 9,13). Daher ist es keinem Christen erlaubt, irgendjemanden zu hassen: Niemand kann gerettet werden, außer durch die Vergebung der Sünden, und was diejenigen betrifft, die von der Weisheit dieser Welt verachtet werden, so wir wissen nicht, wie wertvoll die Gnade des Heiligen Geistes sie noch machen kann.
Das Volk Gottes soll heilig und gut sein: heilig, um sich von dem abzuwenden, was verboten ist, gut, um den Geboten entsprechend zu handeln. Obwohl es hoch anzurechnen ist, den rechten Glauben und eine gesunde Lehre zu haben; obwohl Nüchternheit, Sanftmut und Reinheit des Lobes würdig sind, bleiben all diese Tugenden dennoch vergeblich ohne die Liebe. Und man kann selbst einen ausgezeichneten Lebenswandel nicht als fruchtbar bezeichnen, wenn er nicht von der Liebe hervorgebracht wird. […]
Die Gläubigen sollen sich also einer kritischen Gewissenserforschung unterziehen und die geheimen Regungen ihres Herzens aufmerksam prüfen. Wenn sie in der Tiefe ihres Gewissens eine Frucht der Liebe finden, sollen sie nicht daran zweifeln, dass Gottes in ihnen ist. Und um immer fähiger zu werden, einen so großen Gast aufzunehmen, sollen sie ausharren und wachsen durch Werke der Barmherzigkeit. Wenn Gott tatsächlich die Liebe ist, dann muss die Nächstenliebe grenzenlos sein, denn keine Schranke kann die Gottheit einsperren.