Ein hohes Gut für das menschliche Leben ist die Gesundheit des Körpers. Doch das Beseligende liegt nicht darin, dass man weiß, was Gesundheit ist, sondern dass man sich im Leben derselben erfreut. […] so drängt sich uns die Einsicht auf, dass der Herr [Jesus] nicht jene seligpreise, welche ihn nach irgendeiner Seite erkennen, sondern nur jene, welche ihn besitzen.
„Selig“, heißt es dann, „die ein reines Herz haben; sie werden Gott anschauen.“ Damit wird dem, dessen Seelenauge gereinigt ist, Gott keineswegs wie ein Bild bloß äußerlich gegenübergestellt, sondern durch die großartige Seligpreisung wird uns jene Wahrheit nahegelegt, die uns das Wort (Gottes) an anderer Stelle deutlicher verkündet, indem es lehrt, dass das Reich Gottes in uns selbst sei (Lk 17,21). Hierdurch sollen wir lernen, dass alle, die ihr Herz von allem Bösen und von jeder Leidenschaftlichkeit gereinigt haben, in ihrer eigenen Schönheit das Abbild des göttlichen Wesens sehen. […]
Denn ein bestimmtes Maß von Gotteserkenntnis, wie es dir entspricht, trägst du in dir selbst, indem der Schöpfer jenes hohe Gut gewissermaßen zu einem Bestandteil deiner eigenen Natur gemacht hat; denn Abbilder jener Vollkommenheiten, die seiner Wesenheit selbst zukommen, prägte er dir ein, als er dich erschuf, ähnlich wie man in ein Wachssiegel die Figur des Stempels eindrückt. Die Sünde jedoch, die sich um die gottähnliche Gestalt legte, hat die Gottesgabe in dir entwertet, weil sie gleichsam mit hässlichen Decken überzogen wurde. Wenn du nun den Schmutz, der sich auf dein Herz gelagert, durch vorsichtigen Wandel wieder wegspülst, so wird dir deine schöne Gottesebenbildlichkeit aufleuchten, wie du es auch am Stahl sehen kannst. Sobald dieser durch den Schleifstein vom Rost, der ihn soeben noch schwärzte, befreit wird, gehen von ihm, sooft du ihn gegen die Sonne hältst, Strahlen und Glanz aus; so wird auch der innere Mensch – der Herr nennt ihn Herz –, wenn wir ihn vom Rostschmutz, welchen der Moderfraß der Sünde um ihn gelegt hatte, sorgsam reinigen, wieder die Ähnlichkeit mit seinem erhabenen Urbild erlangen und damit wieder gut werden; denn wer dem Guten ähnlich wird, wird sicher auch gut werden.