Im Evangelium begegnen uns drei Tote, die vom Herrn sichtbar zum Leben auferweckt wurden, Tausende jedoch unsichtbar. […] Die Tochter des Synagogenvorstehers (vgl. Mk 5,22f.), der Sohn der Witwe von Naïm (vgl. Lk 7,11–15) und Lazarus (vgl. Joh 11) […] stellen symbolisch drei Arten von Sündern dar, die Christus auch heute noch zum Leben auferweckt.
Das Mädchen war noch im Haus seines Vaters […], der Sohn der Witwe von Naïm war nicht mehr im Haus seiner Mutter, aber auch noch nicht im Grab […]; Lazarus war bereits bestattet.
Es gibt also Menschen, bei denen die Sünde im Herzen verborgen bleibt, ohne dass sie diese in die Tat umgesetzt haben. […] Sie haben in die Sünde eingewilligt, der Tote ist sozusagen im Inneren der Seele, er ist aber noch nicht nach außen getragen worden. Es geschieht nun häufig, […] dass solche Menschen innerlich folgende Erfahrung machen: Sie hören das Wort Gottes, und daraufhin scheint der Herr zu ihnen zu sagen: „Steh auf“. Sie widerrufen nun ihre Einwilligung, die sie dem Bösen gegeben hatten, und schöpfen neue Lebenskraft, um von nun an ein Leben in Heiligkeit und Gerechtigkeit zu führen. […] Andere schreiten nach der Einwilligung zur Tat; sie tragen gleichsam den Toten, der in ihrem Innersten verborgen war, hinaus, so dass alle ihn sehen können. Sollte man für sie die Hoffnung aufgeben? Hat der Erlöser nicht zu dem jungen Mann gesagt: „Ich befehle dir, steh auf“? Hat er ihn nicht seiner Mutter zurückgegeben? So verhält es sich auch mit einem solchen: Wenn er sich vom Wort der Wahrheit berühren und bewegen ließ, wird er durch die Stimme Christi auferstehen; er wird zum Leben erweckt. Er mag einen Schritt weiter auf dem Weg der Sünde gegangen sein, aber er sollte nicht für immer verlorengehen.
Was ist mit denen, die sich so sehr in schlechte Gewohnheiten verstricken, dass sie das Böse, das sie tun, nicht einmal mehr wahrnehmen? Sie versuchen, ihre bösen Taten zu verteidigen und werden zornig, wenn man sie ihnen vorhält. […] Von der Last der Gewohnheitssünden erdrückt, liegen sie da wie begraben. […] Der Stein auf dem Grab ist die tyrannische Kraft der Gewohnheit, die die Seele niederdrückt und sie nicht mehr aufstehen und atmen lässt.
Beherzigt also, geliebte Brüder, das Gehörte, und lasst uns dafür sorgen, dass die Lebenden am Leben bleiben und die Toten wieder zum Leben erwachen. […] Die Toten mögen alle Buße tun. […] Die Lebenden mögen ihr Leben bewahren, und die Toten eilends auferstehen.