Dass die Engel existieren, bezeugen viele Seiten der Heiligen Schrift […] Man muss wissen, dass das Wort „Engel“ eine Bezeichnung für dessen Aufgabe, nicht für dessen Natur ist. Die seligen Geister in der Heimat des Himmels sind immer Geister, aber sie können nicht immer „Engel“ genannt werden.
Denn sie sind nur dann „Engel“, wenn durch sie eine Botschaft ergeht. Jene, die nur Geringeres zu verkünden haben, heißen „Engel“, die aber höchste Botschaft bringen: „Erzengel“. Daher kommt es, dass zu Maria nicht irgendein Engel, sondern ein Erzengel geschickt wurde. Denn es ziemte sich, dass für diesen Dienst ein Engel höchsten Ranges kam, weil er die höchste aller Botschaften brachte […]
Michael heißt: „Wer ist wie Gott?“ […] Sooft es sich um Wunderkraft handelt, hören wir, dass Michael gesandt wird, und wir erkennen aus dem Vorgang und aus dem Namen, dass niemand kann, was die Kraft Gottes vermag. Denn auch der alte Feind, der in seinem Stolz Gott gleich sein wollte und sagte: „Ich ersteige den Himmel; dort oben […] stelle ich meinen Thron auf; dem Allerhöchsten will ich gleich sein“ (vgl. Jes 14,13–14), er wird am Ende der Welt seiner eigenen Kraft überlassen, um der äußersten Strafe zu verfallen. Er wird nämlich mit dem Erzengel Michael streiten, wie Johannes sagt: „Da entbrannte im Himmel ein Kampf; Michael und seine Engel erhoben sich, um mit dem Drachen zu kämpfen. Der Drache und seine Engel kämpften, aber sie konnten sich nicht halten […] der Drache wurde auf die Erde gestürzt“ (Offb 12,7–9).
Zu Maria wird Gabriel gesandt, der „Kraft Gottes“ genannt wird. Er kam, um die Ankunft dessen zu melden, der in Demut erschien, um gegen die Mächte der Luft zu streiten. Er musste durch die Kraft Gottes verkündigt werden, weil er als der Herr der Kräfte kam, der „mächtig im Kampf“ (vgl. Ps 24(23),8) ist. Rafael heißt: „Arznei Gottes“. Er berührte wie ein Arzt die Augen des Tobit und wischte das Dunkel der Blindheit weg. So war es passend, dass er „Arznei Gottes“ genannt wird, weil er zum Heilen gesandt wurde.