Indem der „Sabbat“, der von Gott gesegnete und für heilig erklärte siebte Tag, das gesamte Schöpfungswerk einschließt, steht er in unmittelbarem Zusammenhang mit dem Werk des sechsten Tages, an dem Gott den Menschen „als sein Abbild“ schuf (vgl. Gen 1,26). Dieser unmittelbarste Zusammenhang zwischen dem „Tag Gottes“ und dem „Tag des Menschen“ war den Kirchenvätern in ihren Betrachtungen über den Schöpfungsbericht nicht entgangen.
Ambrosius sagt dazu: „Dank sei daher dem Herrn, unserem Gott, der ein Werk schuf, wo er Ruhe finden konnte. Er schuf den Himmel, aber ich lese nichts davon, dass er sich dort ausgeruht habe; er schuf die Sterne, den Mond, die Sonne, und auch hier lese ich nicht, dass er sich bei ihnen ausgeruht habe. Hingegen lese ich, dass er den Menschen schuf und sich dann ausruhte, während er in ihm einen hatte, dem er die Sünden vergeben konnte“. Auf diese Weise wird der „Tag Gottes“ für immer direkt mit dem „Tag des Menschen“ verbunden bleiben.
Wenn Gottes Gebot lautet: „Gedenke des Sabbats: Halte ihn heilig!“ (Ex 20,8), dann ist das gebotene Innehalten, um den ihm geweihten Tag zu ehren, für den Menschen durchaus nicht die Auferlegung einer drückenden Last, sondern vielmehr eine Hilfe, damit er seine lebenswichtige und befreiende Abhängigkeit vom Schöpfer und zugleich die Berufung zur Mitarbeit an seinem Werk und zum Empfang seiner Gnade wahrnimmt. Indem der Mensch die „Ruhe“ Gottes ehrt, findet er sich selbst voll und ganz. So stellt sich der Tag des Herrn als zutiefst vom göttlichen Segen gekennzeichnet dar (vgl. Gen 2,3). Dadurch ist dieser Tag, wie die Tiere und die Menschen (vgl. Gen 1,22.28) mit einer Art „Fruchtbarkeit“ ausgestattet. Diese drückt sich nicht nur durch die andauernde zeitliche Wiederholung aus, sondern insbesondere in der Belebung und gleichsam in der „Vervielfachung“ der Zeit selber. So wird im Menschen durch das Gedenken an den lebendigen Gott die Lebensfreude und das Verlangen, das Leben zu fördern und weiterzugeben, gesteigert.