„Arme und Gebeugte sollen deinen Namen rühmen, Herr“ (vgl. Ps 74(73),21). Denn welche Armut wäre größer oder heiliger als die eines Menschen, der weiß, dass er mittellos und ohne jegliche Kraft ist, und der von der Großzügigkeit anderer die Hilfe erbittet, die er täglich braucht; der sieht, dass sein ganzes Leben und Sein in jedem Augenblick nur durch den göttlichen Beistand erhalten werden.
Mit Recht bezeichnet er sich als den wahren Bettler des Herrn, indem er täglich mit flehender Stimme zu ihm ruft: „Ich bin arm und gebeugt; der Herr aber sorgt für mich“ (Ps 40(39),18). Daher wird Gott selbst ihn mit seinem Licht erleuchten, um ihn zur mannigfaltigen Erkenntnis seines Wesens hinaufzuführen; und er wird sich an der Schau der erhabensten und verborgensten Geheimnisse sättigen, wie der Prophet sagt: „Die Felsen bieten den Igeln Zuflucht“ (vgl. Ps 103,18 Vulg.).
Dieser Text passt gut zu dem Gedanken, den wir ausdrücken möchten. Wer in Unschuld und Einfachheit verharrt, schadet und belastet niemanden. Zufrieden in seiner Einfachheit und nur in ihr, wünscht er sich nichts sehnlicher als einen Schutzraum, der ihn davor bewahrt, zur Beute seiner Feinde zu werden. Er ist wie ein geistlicher Igel geworden, der unter dem Stein, von dem das Evangelium spricht, Zuflucht und Schutz findet, das heißt, er ist durch die Erinnerung an das Leiden des Herrn und die unaufhörliche Betrachtung […] geschützt und entgeht so allen Hinterhalten und Angriffen des Feindes. Diese geistlichen Igel sind es, von denen es im Buch der Sprüche heißt: „Sie sind ein schwaches Volk und bauen ihre Nester in den Felsen“ (vgl. Spr 30,26 LXX). Denn was ist schwächer als ein Christ, was gebrechlicher als ein Mönch?