Höre, o Seele, wie groß deine Würde ist. So groß ist deine Einfachheit, dass nichts die Wohnung deines Geistes bewohnen, nichts darin verweilen kann, außer der Reinheit und Einfachheit der ewigen Dreifaltigkeit. Höre die Worte deines Bräutigams: „Mein Vater und ich werden zu ihr kommen und bei ihr wohnen“ (vgl.
Joh 14,23) und an anderer Stelle: „Komm schnell herunter! Denn ich muss heute in deinem Haus zu Gast sein.“ Gott allein, der dich erschaffen hat, kann wirklich in deinen Geist hinabsteigen, denn nach dem Zeugnis des heiligen Augustinus ist er dir näher, als du dir selbst bist.
Juble also, o glückliche Seele, dass du Gastgeberin eines solchen Besuchers sein kannst. „O glückliche Seele, die du Tag für Tag dein Herz läuterst, um Gott zu empfangen: den Gott, der dich beherbergt, diesen Gott, dessen Gastgeberin nach nichts anderem mehr verlangt, da sie in ihrem Innern den Urheber aller Güter besitzt.“
Wie glücklich ist die Seele, in der Gott seine Ruhe findet, denn sie kann sagen: Der mich geschaffen hat, ruht in meinem Zelt. Wie könnte er die Ruhe des Himmels derjenigen verweigern, die ihm die Ruhe in diesem Leben anbot.
Du bist zu gierig, o meine Seele, wenn die Gegenwart eines solchen Gastes dir nicht genügt. Wisse, er ist so großzügig, dass er dich mit seinen Gaben überschütten wird. Wäre es nicht eines solchen Herrschers unwürdig, seine Gastgeberin im Elend zu lassen? Schmücke also dein Brautgemach und empfange Christus, deinen König, dessen Gegenwart deine ganze Familie erfreuen und begeistern wird.
O wahrhaft erstaunliches und höchst bewundernswertes Wort! Der König, dessen Herrlichkeit Sonne und Mond bewundern, dessen Majestät Himmel und Erde verehren, dessen Weisheit die Legionen himmlischer Geister erleuchtet und dessen Erbarmen die Versammlung aller Seligen sättigt, dieser König selbst bittet dich um Gastfreundschaft, er wünscht und begehrt deine Wohnung mehr als seinen himmlischen Palast, denn seine Freude ist es, bei den Menschenkindern zu wohnen.