„In ihm leben wir, bewegen wir uns und sind wir“ (Apg 17,28). Selig, wer durch ihn lebt, durch ihn bewegt wird und in wem er das Leben ist. Ihr werdet mich fragen, woher ich wissen konnte, dass er anwesend ist, da doch die Spuren seines Kommens nicht wahrnehmbar sind. Weil das Ewige Wort, das Wort Gottes, lebendig und kraftvoll ist (vgl.
Hebr 4,12); kaum war es in mir, da weckte es meine schlafende Seele. Es belebte, erweichte und begeisterte mein Herz, das träge und hart wie ein Stein war (vgl. Ez 36,26). Er begann in meiner Seele auszureißen und zu jäten, aufzubauen und zu pflanzen, meine Trockenheit zu bewässern, meine Finsternis zu erhellen, zu öffnen, was verschlossen war, meine Kälte zu entflammen und auch „was krumm ist, gerade zu machen, und was hügelig ist, eben“ (vgl. Jes 40,4). So kann sie nun „den Herrn loben und alles in mir seinen heiligen Namen“ (vgl. Ps 103(102),1).
Das Ewige Wort, der Bräutigam, ist mehr als einmal in mein Inneres gekommen, aber ohne ein Zeichen seiner unerwarteten Ankunft zu geben, sei es durch eine Stimme, durch ein sichtbares Bild oder eine andere sinnlich wahrnehmbare Annäherung. […] Es war die Bewegung meines Herzens, an der ich spürte, dass er da war. Ich erkannte seine Kraft und seine Stärke, weil meine schlechten Neigungen und meine zügellosen Begierden zur Ruhe kamen. Meine finsteren Gefühle zu hinterfragen oder anzuklagen, führte mich dazu, die Tiefe seiner Weisheit zu bewundern. Ich erfuhr seine Milde und Güte in den kleinen Fortschritten meines Lebens. Und als ich sah, „wie der innere Mensch erneuert wurde“ (vgl. 2 Kor 4,16), nämlich mein Geist in meinem tiefsten Inneren, da entdeckte ich ein wenig von seiner Schönheit. Und als ich schließlich all dies zusammen erfasste, erbebte ich vor der Unermesslichkeit seiner Größe.