Was für ein Wunder! Der Bote wird eher geboren als derjenige, der ihn ins Leben ruft. Johannes ist wohl die Stimme, aber Jesus ist der Logos, das Wort Gottes (vgl. Mt 3,3; Joh 1,1). […] Das Wort entsteht zuerst im Geist, dann regt es die Stimme an, es auszusprechen; die Stimme geht von den Lippen aus und verkündet das Wort denen, die es hören.
So blieb Christus in seinem Vater, durch den Johannes – wie alles andere auch – geschaffen wurde; Johannes aber ging aus einer Mutter hervor und machte alle Menschen mit Christus bekannt. Dieser war das [göttliche] Wort im Anfang, noch bevor die Welt war; Johannes war schließlich die Stimme, die der Ankunft des Wortes vorausging. Das Wort geht aus dem Gedanken hervor; die Stimme kommt aus der Stille.
So glaubt Maria, als sie Christus empfängt, während Zacharias, bevor er Johannes zeugt, mit Stummheit geschlagen wird. Der eine geht aus einer jungen Frau in der Blüte ihrer Jugend hervor, der andere wird von einer schwächlichen, alten Frau geboren. Das Wort wohnt im Herzen dessen, der denkt; die Stimme verklingt im Ohr dessen, der hört. Vielleicht ist dies sogar die Bedeutung des Johanneswortes: „Er muss wachsen, ich aber muss kleiner werden“ (Joh 3,30). Denn die Vorhersagen des Gesetzes und der Propheten, die vor Christus ertönten wie eine Stimme vor dem Wort, dauerten an bis zu Johannes, mit dem die letzten Vorausbilder endeten. Von da an tragen die Gnade des Evangeliums und die Verkündigung des Reiches Gottes, das kein Ende haben wird, Frucht und breiten sich aus über die ganze Erde.