Der heimtückische König Herodes schickt, da er sich von den Weisen getäuscht sah, seine Häscher nach Bethlehem und Umgebung mit dem Auftrag, alle Knaben bis zum Alter von zwei Jahren zu töten. […] Nichts aber hast du erreicht, du grausamer und anmaßender Barbar: Märtyrer kannst du hervorbringen, Christus aber kannst du nicht finden! Dieser unglückselige Tyrann glaubte, die Ankunft des Herrn, unseres Erlösers, würde ihn von seinem königlichen Thron stoßen.
Aber so war es nicht. Christus war nicht gekommen, um die Ehre eines anderen an sich zu reißen, sondern um uns seine eigene zu schenken. Er war nicht gekommen, um sich eines irdischen Königreichs zu bemächtigen, sondern um uns das Himmelreich zu gewähren. Er war nicht gekommen, um sich Würden anzueignen, sondern um Schmähungen und Misshandlungen zu erleiden. Er war nicht gekommen, um sein heiliges Haupt mit einem Diadem aus Juwelen krönen zu lassen, sondern mit einer Dornenkrone. Er war nicht gekommen, um glorreich über Zeptern zu thronen, sondern um verhöhnt und gekreuzigt zu werden.
Als der Herr geboren wurde, „erschrak Herodes und mit ihm ganz Jerusalem“ (vgl. Mt 2,3). Was Wunder, wenn die Ruchlosigkeit durch die Geburt der Güte beunruhigt wird? Siehe, ein bewaffneter Mann erschrickt vor dem, der in der Krippe liegt; ein stolzer König zittert vor dem Demütigen; der in Purpur Gekleidete fürchtet das in Windeln gewickelte Kleinkind. […] Er gab vor, den anbeten zu wollen, den er umbringen wollte (vgl. Mt 2,8). Die Wahrheit aber hat keine Angst vor den Fallstricken der Lüge. Heimtücke kann Christus nicht auffinden, denn nicht mit Grausamkeit, sondern mit Glauben muss man Gott suchen, der lebt und herrscht in alle Ewigkeit. Amen.