Eine Homilie aus dem 5. Jahrhundert

Das höchste Gut ist das Gebet, der vertraute Umgang mit Gott. […] Das Gebet ist das Licht der Seele, verleiht wahre Gotteserkenntnis, schafft Gemeinschaft zwischen Gott und Mensch. Durch das Gebet erhebt sich die Seele zum Himmel und umfängt Gott in unaussprechlicher Umarmung. Wie ein Kind weinend nach seiner Mutter verlangt, so drückt das Gebet die tiefe Sehnsucht der Seele aus.

Es offenbart ihr innerstes Wollen und empfängt Geschenke, die die ganze sichtbare Natur übersteigen. Denn das Gebet tritt als mächtiger Botschafter auf, es erfreut und befriedet die Seele.

Wenn ich vom Gebet spreche, dann denkt nicht, es handle sich dabei nur um Worte. Es ist eine Hinwendung zu Gott, unaussprechliche Liebe, die nicht von Menschen kommt, und von der der Apostel Paulus sagt: „Wir wissen nicht, worum wir in rechter Weise beten sollen; aber der Geist selbst tritt für uns ein mit unaussprechlichen Seufzern“ (vgl. Röm 8,26 Vulg.). Ein solches Gebet ist für jemanden, dem Gott diese Gnade schenkt, ein unendlicher Reichtum, eine himmlische Speise, die die Seele erquickt. Wer einmal von ihr gekostet hat, wird ergriffen von einer unaufhörlichen Sehnsucht nach dem Herrn, wie von einem lodernden Feuer, das sein Herz verzehrt.

Quelle: Evangelizo

Zuletzt geändert: 10 January 2024