„Wer ist es, der mit mir streitet? Er soll vortreten!“ (Ijob 13,19 Vulg.). Ein Heiliger muss mit Gottes Beistand so gut auf sich achtgeben in seinen Handlungen, dass man äußerlich keinen Grund zur Anklage gegen ihn findet; und innerlich sei er in seinen Gedanken so wachsam und umsichtig, dass er – wenn es denn möglich wäre – immer untadelig vor den Augen des inneren Richters dasteht.
Aber so gut es ihm auch gelingen mag äußerlich in seinem Handeln nicht zu versagen, so wenig wird es ihm gelingen, innerlich in seinem Denken niemals zu versagen. Denn da der Mensch vom Innersten seines Wesen her ein Gefallener ist, befindet sich sein Gewissen ständig wie auf einem schlüpfrigen Abhang. Sogar ein heiliger Ijob spricht daher sowohl in seinem Namen als auch im Namen der Auserwählten, wenn er sagt: „Wer ist es, der mit mir streitet? Er soll vortreten!“ In seinem äußeren Verhalten gab es nämlich nichts, was zu tadeln gewesen wäre, und so ruft er als freier Mann nach einem Ankläger. Aber das Herz des Gerechten klagt sich manchmal selbst an wegen eines törichten Gedankens, und das erklärt wohl auch die anschließenden Worte: „Was habe ich also, das mich im Schweigen verzehrt?“ (vgl. Ijob 13,19 Vulg.). Tatsächlich verzehrt sich im Schweigen der Mensch, der sich wegen eines törichten Gedankens anklagt und von Gewissensbissen geplagt wird. Das bedeutet also, sich im Schweigen zu verzehren, wenn man in sich selbst einen verzehrenden Feuerherd vorfindet.