„Von dort zog sich Jesus in das Gebiet von Tyrus und Sidon zurück“ (Mt 15,21). Als das Wort Gottes Fleisch geworden ist und unter uns gewohnt hat“ (Joh 1,14), ist es vom Vater ausgegangen und in die Welt gekommen (Joh 16,28). „Er war Gott gleich“, verließ das Land des Vaters, „entäußerte sich und wurde wie ein Sklave“ (Phil 2,6-7), war „in der Gestalt des Fleisches, das unter der Macht der Sünde steht“ (Röm 8,3), um sich von denen finden zu lassen, die ihr eigenes Land verlassen, um ihm in der Gegend von Tyrus und Sidon zu begegnen… Sie möge also aus ihrem Land herauskommen, diese Kanaanäerin (Mt 15,22), und an der Landesgrenze auf den Arzt treffen, der aus freien Stücken, aus Barmherzigkeit, sein eigenes Land verlassen hat.
Voller Güte zeigt er sich auf fremdem Land dem kranken Menschen, der nicht an ihn hätte herankommen können, wenn er in seinem Land geblieben wäre. Denn als glückseliger, gerechter und starker Gott war er oben, und dem erbärmlichen Menschen war es untersagt, zu ihm hinaufzusteigen… Voller Mitleid hat er also das getan, was der Barmherzigkeit entsprach: er ist zum Sünder hinabgekommen…
Verlassen wir also, Brüder, jeder für seinen Teil, den Ort unserer eigenen Ungerechtigkeit… Hasse die Sünde, und schon hast du sie hinter dir gelassen. Wenn du die Sünde hasst, bist du Christus dort begegnet, wo er ist… Du wirst aber sagen, dass du überfordert bist und dass es ohne die Gnade Gottes für den Menschen unmöglich ist, die Sünde zu hassen, Gerechtigkeit zu ersehnen, nicht mehr sündigen, sondern umkehren zu wollen. „Dem Herrn sei gedankt für seine Huld, für sein wunderbares Tun an den Menschen“ (Ps 107,8). Und wenn ihn nun doch seine Huld dazu bewogen hat, sich in menschlicher Gestalt in die Gegend von Tyrus und Sidon zurückzuziehen, wo die Frau ihm begegnen konnte – dann hat er diese Frau auch aus Gnade insgeheim aus ihrer innersten Wohnung geholt…
Diese Frau verkörpert die Kirche, die von Ewigkeit vorausbestimmt war, in der Zeit gerufen und gerecht gemacht, berufen zur Herrlichkeit am Ende der Zeiten (Röm 8,30). Ohne Unterlass betet sie für ihre Tochter, also für jeden einzelnen der Erwählten.