Wir haben gesehen, dass Christus den Gesetzen des Mose gehorchte; das heißt, dass Gott, der Gesetzgeber, sich als Mensch seinen eigenen Gesetzen unterwarf. So lehrt uns der hl. Paulus […]: „Als die Zeit erfüllt war, sandte Gott seinen Sohn, geboren von einer Frau und dem Gesetz unterstellt, damit er die freikaufe, die unter dem Gesetz stehen“ (Gal 4,4-5).
Christus hat also diejenigen vom Fluch des Gesetzes freigekauft, die unter dem Gesetz standen, es aber nicht befolgten. Auf welche Weise hat er sie freigekauft? Indem er dieses Gesetz erfüllte, das heißt: Um die Gesetzesübertretung Adams zu tilgen, war er an unserer Stelle Gott, dem Vater, gegenüber gehorsam und gefügig. Denn es steht geschrieben: „Wie es also durch die Übertretung eines einzigen für alle Menschen zur Verurteilung kam, so wird es auch durch die gerechte Tat eines einzigen für alle Menschen zur Gerechtsprechung kommen“ (Röm 5, 18). Mit uns beugte er das Haupt vor dem Gesetz, und tat dies gemäß dem göttlichen Plan der Menschwerdung. So „sollte er die Gerechtigkeit ganz erfüllen“ (vgl. Mt 3,15). Nachdem er wie ein Sklave geworden war (vgl. Phil 2,7), gerade weil er durch sein Menschsein zu denen gehörte, die das Joch tragen, zahlte er – wie alle anderen auch – den Steuereinnehmern die Steuer, obwohl er aufgrund seines Wesens und als Sohn davon befreit war (vgl. Mt 18,23–26). Wenn du also siehst, wie er das Gesetz befolgt, dann nimm daran keinen Anstoß; stelle ihn, den Freien, nicht in die Reihe der Sklaven, sondern erwäge in Gedanken die Tiefe einer solchen Absicht.