„Euer Vater Abraham jubelte, weil er meinen Tag sehen sollte; er sah ihn und freute sich.“ Abraham sah den Tag des Herrn, als er die drei Engel, die die heiligste Dreifaltigkeit darstellen, bei sich empfing: drei Gäste, die er wie einen einzigen ansprach (vgl. Gen 18,2-3). […] Aber der irdisch-weltliche Geist derer, die dem Herrn zuhören, erhebt ihren Blick nicht über das Fleisch hinaus [.
..], und sie sagen zu ihm: „Du bist noch keine fünfzig Jahre alt und willst Abraham gesehen haben?“ Da lenkt unser Erlöser sanft ihren Blick von seinem fleischlichen Leib hin zur Betrachtung seiner Gottheit und spricht: „Amen, amen, ich sage euch: Noch ehe Abraham wurde, bin ich.“ „Ehe“ gibt die Vergangenheit an und „ich bin“ die Gegenwart. Weil seine Göttlichkeit weder Vergangenheit noch Zukunft hat, sondern immer besteht, sagt der Herr nicht „ehe Abraham wurde, war ich“, sondern „ehe Abraham wurde, bin ich“. […] Du sollst zu den Kindern Israels sagen: „Er-der-ist“ hat mich zu euch gesandt“ (Ex 3,14 Vulg.). Abraham hatte ein Vorher und ein Nachher; er kam in diese Welt […], und er verließ sie nach Ablauf seines Lebens. Der [ewigen] Wahrheit jedoch ist es eigen, immer zu bestehen (vgl. Joh 14,6); denn für diese beginnt nicht zuerst etwas, was dann später zu Ende geht. Jene Ungläubigen aber, die diese Worte aus der Ewigkeit nicht ertragen konnten, hoben eilends Steine auf, um den zu steinigen, den sie nicht verstehen konnten. […] „Jesus aber verbarg sich und verließ den Tempel.“ Es ist erstaunlich, dass der Herr seinen Verfolgern dadurch entkam, dass er sich verbarg, obwohl er doch seine göttliche Macht hätte ausüben können. […] Warum verbarg er sich? Weil unser Erlöser, der Mensch unter Menschen geworden ist, uns manches durch sein Wort und anderes durch sein Beispiel sagt. Und was sagt er uns durch dieses Beispiel? Doch nur, dass wir dem Zorn der Stolzen in Demut ausweichen sollen, auch wenn wir ihm widerstehen könnten. […] Es soll also niemand empört reagieren, wenn er beschimpft wird, und niemand soll Beleidigung mit Beleidigung vergelten. Denn nach dem Beispiel Gottes ist es ruhmvoller, einer Beleidigung durch Schweigen zu begegnen, als durch Gegenwehr die Oberhand zu gewinnen.