Der Herr sagte zu Gertrud: „Wenn es dich erfreut, so wende auch jene Salbe an, welche die fromme Frau aus einem Alabastergefäß, das sie zerbrach, über mein Haupt goss, so dass ‚das ganze Haus vom Wohlgeruch erfüllt wurde‘ (Joh 12,3); und dies wirst du tun aus Liebe zur Wahrheit. Denn wer die Wahrheit liebt und wegen ihrer Verteidigung zuweilen Freunde verliert oder andere Beschwerden erduldet oder Anstrengungen macht, der zerbricht das Alabastergefäß und gießt die kostbare Salbe über mein Haupt, wodurch auch das Haus von Wohlgeruch erfüllt wird.
Er wird nämlich die Ursache eines guten Beispiels, […].“
Hierauf sagte sie: „O Herr, von Maria Magdalena heißt es, dass sie diese kostbare Salbe gekauft habe; wie könnte ich dir denn einen so angenehmen Dienst leisten, als wenn ich dir eine ähnliche Salbe verschafft hätte?“ Der Herr antwortete: „Ein jeder, der mir seinen guten Willen aufopfert in irgendeiner Sache, die er aus Liebe zu mir vollenden will, wenn er dabei auch noch so sehr sich anstrengen muss, um nur meine Ehre befördern zu können, der bereitet in Wahrheit die mir angenehmste Salbe, weil er meine Ehre seinem Vorteil vorzieht und freiwillig sich allen Beschwerden aussetzt, und dies selbst in dem Fall, wenn er wegen Hindernissen seinen guten Willen niemals verwirklichen könnte.“