Die Seele im menschlichen Leib soll vom Anfang ihres Wirkens bis zu dessen Ende die sieben gleichbleibenden Gaben des Heiligen Geistes mit Eifer verehren. Zu Beginn ihres Tuns soll sie sich an die Weisheit wenden, und am Ende soll sie die Furcht des Herrn haben. In die Mitte soll sie die Stärke stellen, indem sie sich in den himmlischen Dingen mit Verstand und Rat wappnet und in den irdischen mit Wissenschaft und Frömmigkeit umgibt, die sie zu ihrer Hilfe in gleicher Ehrfurcht umfassen muss.
Daher muss sie nämlich dafür sorgen, dass sie sich zuerst weise ausbreitet, zuletzt sich aber furchtsam in Ehrfurcht zurückhält und dazwischen sich mit Tapferkeit, verbunden mit der Zierde der Einsicht und des Rates, schmückt und sich auch mit Wissenschaft und Frömmigkeit verbindet.
Die Bewegung der vernunftbegabten Seele und das Werk des Leibes (opus corporis) mit seinen fünf Sinnen, was den ganzen Menschen ausmacht, haben das gleiche Maß, da die Seele den Leib nicht mehr bewegt als jener wirken kann, und der Leib nicht mehr ausführt, als durch die Seele veranlasst wird. Auch die einzelnen Sinne des Menschen trennen sich nicht voneinander, sondern halten in hoher Kraft zusammen und erleuchten den ganzen Menschen, sowohl in seinem oberen als auch unteren Bereich zu allem Guten.
In ähnlicher Weise entsendet das Wissen der Seele die Tränenfeuchtigkeit, wenn die Sünden in ihr erkalten und andauernde Rechtschaffenheit mit den übrigen guten Werken ihr die Wärme der himmlischen Sehnsucht eingibt. So kommen auch der Stärke, die jedem Gläubigen den Tau der Heiligkeit einträufelt, die übrigen Tugenden zur Hilfe. Und wenn so die Seele vom Tau und der Wärme des Heiligen Geistes durchtränkt wird, unterwirft sie sich das Fleisch und zwingt es, zusammen mit ihr Gott zu dienen. […] So geben auch alle inneren Organe des Menschen der Seele Kräfte für ihre Aufgaben; während sie, um die Gerechtigkeit zu vollenden, die Sünden verachtet, steigt sie mit der Vernunft wieder empor.