Wenn das sinnliche Vergnügen Betrübnis, das heißt Seelenqual hervorruft (denn beides ist ein und dasselbe), dann verursacht das Vergnügen der Seele natürlich auch Betrübnis, nämlich die Qual der Sinne. Wer das Leben sucht, das er erhofft, das Leben unseres Gottes und Retters Jesus Christus durch die Auferstehung der Toten, das unzerstörbare, makellose und unvergängliche Erbe, das im Himmel aufbewahrt ist (vgl.
1 Petr 1,4), der hat in der Seele eine unaussprechliche Wonne und Freude: Er ist immer strahlend, erleuchtet durch die Hoffnung auf die künftigen Güter, doch leidet er in seinem Fleisch und in seinen Sinnen Betrübnisse durch Versuchungen aller Art, die ihn heimsuchen, und durch die Leiden, die sie ihm bereiten. Denn jede Tugend wird begleitet von Freude und Schmerz: vom Schmerz des Fleisches, wenn es der angenehmen und feinen Empfindungen beraubt ist; und von der Freude der Seele, wenn sie sich im Geist an den Wonnen der Vernunft erfreut, die von jeglicher Sinnlichkeit rein sind. Während des irdischen Lebens muss der Verstand, der jetzt im Fleisch – so denke ich – viel zu leiden hat unter den Prüfungen, die er um der Tugend willen erduldet, doch in der Seele immer frohlocken und wegen der Hoffnung auf die ewigen Güter mit Freude erfüllt sein, auch wenn die Sinne geplagt sind. „Denn die Leiden der gegenwärtigen Zeit bedeuten nichts im Vergleich zu der Herrlichkeit, die an uns offenbar werden soll“ (Rö 8,18), sagt der heilige Apostel.