An einem Freitag, da der Tag sich schon zum Abend neigte, wurde sie beim Anblick des Bildes des Gekreuzigten tief zerknirscht und sagte zum Herrn: „O mein süßester Liebhaber, wie vieles und wie Schmerzliches hast du für mein Heil an dem heutigen Tag gelitten, und ich Ungetreueste habe ihn, ohne dies zu beachten, mit anderem beschäftigt zugebracht! Ich habe mir leider nicht andächtig ins Gedächtnis zurückgerufen, was du, o mein ewiges Heil, in den einzelnen Stunden für mich erduldet hast, und dass du, allbelebendes Leben, aus Liebe zu meiner Liebe gestorben bist.
“
Hierauf antwortete ihr der Herr vom Kreuz: „Was du vernachlässigt hast, das habe ich für dich ersetzt. Denn in den einzelnen Stunden habe ich in mein Herz gesammelt, woran du in deinem Herzen denken solltest, und hierdurch ist mein Herz so übervoll geworden, dass ich mit großem Verlangen diese Stunde herbeigesehnt habe, wo du deine Aufmerksamkeit auf mich richten würdest. Und zugleich mit dieser will ich jetzt Gott dem Vater alles aufopfern, was ich den Tag über für dich ersetzt habe; denn ohne diese deine Aufmerksamkeit könnte es dir nicht so zum Heil gereichen.“ Hieraus kann man die unendlich treue Liebe Jesu Christi gegen die Menschen erkennen […].
Ein andermal erkannte sie bei der Betrachtung des Bildes des Gekreuzigten diese Wahrheit: Wenn jemand dieses Bild mit inniger Andacht anblickt, so wird er vom Herrn hinwiederum mit so erbarmungsvoller Huld angesehen, dass seine Seele gleich einem leuchtenden Spiegel von der göttlichen Liebe ein Bild in sich aufnimmt und der ganze himmlische Hof seine Freude an ihm hat. Das wird ihm künftig […] zur ewigen Glorie gereichen.