„Wer sie aber hält und halten lehrt, der wird groß sein“ (vgl. Mt 5,19). Wir müssen nicht bloß auf unseren eigenen Nutzen bedacht sein, sondern auch auf den der anderen. Auch der Lohn wird ja nicht der gleiche sein für den, der nur sich selber auf dem rechten Wege hält, wie für den, der mit sich auch noch einen anderen dahin führt.
Wie das bloße Lehren ohne das Vollbringen das Gericht bringt über den Lehrer („du lehrst einen anderen“, sagt der hl. Paulus, „und dich selber lehrst du nicht?“ Röm 2,21), so mindert es auch den Lohn, wenn man zwar selber das Gesetz beobachtet, andere aber nicht dazu anleitet. Es muss also beides voll und ganz getan werden: Zuerst muss man sich selbst vervollkommnen und dann auch anderen seine Fürsorge zuwenden. Darum hat der Herr auch selbst das Gesetz zuerst beobachtet und dann erst andere gelehrt, und hat damit gezeigt, dass man nur auf diese Weise erfolgreich lehren kann, anders aber nicht. Man würde ja sonst einem solchen nur antworten: „Arzt, heile dich selbst“ (Lk 4,23). Wer nämlich sich selbst nicht belehren kann und dabei andere zu bessern sich unterfängt, wird viele Spötter finden; oder vielmehr, ein solcher wird überhaupt nicht imstande sein, andere zu belehren, da seine eigenen Taten gegen ihn sprechen. Ist er aber nach beiden Seiten hin tadellos, so wird er im Himmelreich groß genannt werden.