„Er kennt den Betrügenden und den Betrogenen. Er führt die Ratgeber zu einem törichten Ende und die Richter in Erstarrung.“ (vgl. Hiob 12,16 Vlg) Wenn jeder Mensch, der seinen Nächsten zu trügen versucht, ungerecht ist und wenn die Wahrheit zu den Ungerechten sagt: „Ich kenne euch nicht, hebt euch hinweg von mir, die ihr das Unrecht tut“ (vgl.
Mt 7,23), in welchem Sinn wird hier gesagt, dass der Herr den Betrügenden kennt?“
Aber für Gott bedeutet wissen bald soviel wie feststellen, bald gutheißen. Er kennt also den ungerechten Menschen, weil er ihn mit einer Feststellung richtet – wie richtete Er nämlich jemanden, wenn nicht durch eine Feststellung? - und gleichzeitig kennt Er den Ungerechten nicht, weil Er seinen Lebenswandel nicht gutheißt. Er kennt ihn also, weil Er ihn auf frischer Tat ertappt, und Er kennt ihn nicht, weil Er einen solchen Menschen nicht im Blick Seiner Weisheit erkennt.
In gleicher Weise sagt man von jedem wahrhaftem Mensch, dass er die Falschheit nicht kennt. Nicht, weil er bei einem anderen ein falsches Wort nicht zu tadeln wüsste, sondern diese Falschheit selbst – kennte er sie auch des Begriffes nach, so kennt er sie in der Liebe nicht; sodaß er sie selbst nicht begeht, aber von einem anderen begangen, sie verurteilt.