„Wenn er die Wasser zurückhält, so verdorrt alles, und wenn er sie loslässt, so verwüsten sie das Land“ (Ijob 12,15 Vulg.). Unter Wasser verstehen wir die Kunst der Predigt, denn es steht geschrieben: „Tiefe Wasser sind die Worte aus dem Mund eines [weisen] Mannes, und ein überströmender Fluss ist der Quell der Weisheit“ (Spr 18,4 Vulg.
). Wird das Wasser zurückgehalten, dann verdorrt alles: Ja, nehmt die Lehre der Prediger weg, und die Herzen, die in der Hoffnung auf Ewigkeit grünen konnten, verwelken sogleich und bleiben in der Trockenheit der Verzweiflung, indem sie das Vergängliche wertschätzen und die Hoffnung auf das, was Bestand hat, nicht beachten. Und wenn wir mit dem Wasser die Gnade des Heiligen Geistes bezeichnen, wie es das Wort der Wahrheit im Evangelium sagt: „Aus seinem Inneren werden Ströme von lebendigem Wasser fließen“, ‒ und das Evangelium fährt fort: „Damit meinte er den Geist, den alle empfangen sollten, die an ihn glauben“ (Joh 7,38-39), ‒ so stimmt diese Auslegung mit den Worten Ijobs überein: „Wenn er die Wasser zurückhält, so verdorrt alles“; denn wenn dem Hörer des Wortes die Gnade des Heiligen Geistes entzogen wird, dann verwelkt sogleich sein Verstand, den man beim Zuhören schon vor Hoffnung ergrünen sah. Dass hier nicht von Wasser, sondern von Wassern im Plural die Rede ist, ist ein Hinweis auf die Gnade der sieben Geistesgaben, denn so viele Gaben einen jeden von uns erfüllen, so viele Wasser ergießen sich in unsere Herzen.