Liebe Brüder, betrachtet das große Mysterium der Harmonie und der Verschiedenheit der beiden Gesetze und der beiden Völker. Das alte Volk feierte das Pascha nicht im vollen Licht, sondern im Schatten dessen, was kommen sollte (vgl. Kol 2,17), und fünfzig Tage nach dem Paschafest […] gab Gott ihnen auf dem Sinai das Gesetz, das er mit eigener Hand geschrieben hatte.
[…] Gott stieg mitten im Feuer auf den Berg Sinai herab, versetzte das Volk, das in der Ferne stand, in Furcht und Schrecken und schrieb mit seinem Finger das Gesetz auf Steintafeln, nicht in die Herzen (vgl. Ex 31,18). Als jedoch der Heilige Geist auf die Erde herabkam, waren die Jünger alle am gleichen Ort versammelt, und statt sie vom Gipfel des Berges herab zu erschrecken, kam er in das Haus, in dem sie versammelt waren (vgl. Apg 2,1f.). Zwar kam vom Himmel her ein Brausen, wie wenn ein heftiger Sturm daherfährt, doch dieser Lärm erschreckte niemanden.
Ihr habt das Brausen gehört, ihr seht das Feuer; denn auch auf dem Berg gab es diese beiden Phänomene: Lärm und Feuer. Auf dem Sinai war das Feuer mit Rauch umhüllt; hier aber ist es von strahlender Klarheit: „Es erschienen ihnen“, sagt die Schrift, „Zungen wie von Feuer“. War das ein Feuer, das Angst auslöste? Keineswegs! „Diese Zungen verteilten sich; auf jeden von ihnen ließ sich eine nieder.“ […] Hört auf diese Zunge, die spricht, und begreift, dass es der Geist ist, der schreibt, und zwar nicht auf Stein, sondern in die Herzen. „Das Gesetz des Geistes und des Lebens“, das ins Herz und nicht auf Stein geschrieben ist, dieses Gesetz des Geistes und des Lebens, das in Jesus Christus ist, in dem das Paschafest in aller Wahrheit gefeiert wurde (vgl. 1 Kor 5,8), hat euch also „frei gemacht vom Gesetz der Sünde und des Todes“ (Röm 8,2).