„Wohin führst du deine Herde zum Weiden“, o guter Hirt, der du sie zur Gänze auf deinen Schultern trägst? Denn das menschliche Geschlecht im Ganzen ist ein einziges Schaf, das du auf deine Schultern genommen hast. Zeige mir den Ort deiner Weide, lasse mich um die Wasser deiner Erquickung wissen, führe mich zum fetten Gras, rufe mich bei meinem Namen, damit ich deine Stimme höre, ich, der ich dein Schaf bin – damit deine Stimme für mich das ewige Leben sei.
Ja, „sage es mir, du, den mein Herz liebt“. So nenne ich dich, denn dein Name ist über alle Namen, unaussprechlich und unerreichbar für alle Geschöpfe, denen Verstand gegeben wurde. Doch gerade dieser Name, er bezeugt mein Empfinden für dich, er drückt deine Güte aus. Wie sollte ich dich nicht lieben, der du mich geliebt hast, obwohl ich ganz verbrannt war; der du mich so geliebt hast, dass du dein Leben gegeben hast für die Schafe, deren Hirte du bist. Es ist unmöglich, sich eine größere Liebe vorzustellen: dass du dein Leben gegeben hast um meines Heiles willen.
Lasse mich also wissen, „wohin du deine Herde zum Weiden führst“, damit ich die Weide des Heils finden kann, um mich an der himmlischen Nahrung satt essen zu können, von der jeder Mensch essen muss, wenn er ins Leben eingehen will; wenn er zu dir laufen will, der du die Quelle bist, und in langen Zügen das göttliche Wasser trinken will, das du sprudeln lässt für die, die Durst haben. Dieses Wasser ergießt sich aus deiner Seite, seitdem die Lanze dort die Wunde geöffnet hat. Und jeder, der davon trinkt, wird zu einer sprudelnden Quelle ewigen Lebens.
(Zitierte Bibelstellen: Hld 1,7; Lk 15,5; Ps 23; Joh 10,3; Hld 1,7; Phil 2,9; Hld 1,5; Joh 10,11; 15,13; 19,34; 4,14)