„Ein Sämann ging aufs Feld, um zu säen“ (Mt 13,3). Woher kam er denn, er, der überall gegenwärtig ist und das ganze Universum erfüllt? Auf welche Weise kam er? Nicht auf sinnlich-körperliche Weise, sondern durch eine Verfügung seiner Vorsehung, die uns Menschen galt: Er kam zu uns, indem er unser Fleisch annahm.
Wir konnten nicht zu ihm kommen, weil unsere Sünden uns den Zugang zu ihm verwehrten. Daher kam er zu uns. Und wozu kam er? Etwa um die Erde zu vernichten, auf der die Dornen überhandnahmen? Um die Landwirte dafür zu bestrafen? Nein. Er kam, um diese Erde zu bebauen, sich um sie zu kümmern und das Wort der Heiligkeit auszusäen. Denn die Saat, von der er spricht, ist in Wahrheit seine Lehre, das Feld ist die Seele des Menschen, der Sämann ist er selbst. […]
Man hätte allen Grund, einem Landwirt, der so reichlich aussät, Vorwürfe zu machen. […] Wo es aber um Seelen geht, kann Stein in fruchtbaren Boden verwandelt werden; es kann sein, dass der Weg nicht von allen Passanten beschritten wird und ein fruchtbarer Acker daraus entsteht; die Dornen können ausgerissen werden, so dass die Samenkörner in aller Ruhe wachsen können. Wenn das alles nicht möglich wäre, hätte er seine Saat nicht ausgestreut. Und wenn keine Verwandlung geschieht, dann liegt das nicht am Sämann, sondern an denen, die sich nicht verändern lassen wollen. Der Sämann hat seine Arbeit getan. Wenn sein Korn nutzlos verschleudert wurde, so ist nicht der Urheber einer so großen Wohltat dafür verantwortlich.
Wohlgemerkt: Man kann die Saat auf verschiedene Weise verlieren. […] Den Samen des Wortes Gottes einfach so verdorren zu lassen, obwohl weder Drangsal noch Verfolgung uns bedrängen, ist eine Sache. Eine ganz andere Sache ist es, wenn der Same unter dem Ansturm von Versuchungen zugrunde geht. […] Damit uns nicht etwas Ähnliches passiert, wollen wir das Wort tief in unser Gedächtnis einprägen! Mag dann der Teufel um uns herum noch so viel ausreißen – wir werden genug Kraft haben, sodass er in uns nichts auszureißen vermag.