Da wir heute das Fest eines Märtyrers feiern, meine Brüder, sollten wir uns von der Geduld, die er an den Tag legte, anrühren lassen. Denn wenn wir uns mit Hilfe des Herrn bemühen, diese Tugend zu bewahren, werden wir gewiss die Palme des Martyriums erlangen, auch wenn die Kirche heute im Frieden lebt.
Es gibt nämlich zwei Arten von Martyrium: Das eine besteht in einer geistigen Gesinnung, das andere verbindet mit dieser geistigen Gesinnung die äußeren Ereignisse. Also können wir auch dann Märtyrer sein, wenn wir nicht durch das Schwert des Henkers sterben. Durch die Hände der Verfolger das Leben zu verlieren, ist ein Martyrium in der Tat, in seiner sichtbaren Form. Beleidigt zu werden und dabei den, der uns hasst, zu lieben: Das ist ein Martyrium im Geiste, in seiner verborgenen Form.
Dass es zwei Arten von Martyrium gibt, ein verborgenes und ein öffentliches, das bezeugt die Wahrheit selbst, wenn sie die Söhne des Zebedäus fragt: „Könnt ihr den Kelch trinken, den ich trinken werde?“ Als sie erwidern: „Wir können es“, antwortet ihnen der Herr: „Ihr werdet meinen Kelch trinken“. Was sollen wir unter diesem Kelch anderes verstehen als die Leiden der Passion, von der er an anderer Stelle sagt: „Mein Vater, wenn es möglich ist, gehe dieser Kelch an mir vorüber“ (Mt 26,39)? Jakobus und Johannes, die Söhne des Zebedäus, sind nicht beide als Märtyrer gestorben, und doch wurde beiden gesagt, sie würden den Kelch trinken. Obwohl Johannes nicht als Märtyrer starb, war er dennoch ein Märtyrer; denn die Leiden, von denen sein Leib verschont blieb, erlitt er im Geist. Aus diesem Beispiel können wir schließen, dass auch wir Märtyrer werden können, ohne durch das Schwert umzukommen, sofern wir in unserer Seele die Geduld bewahren.