[Die heilige Katharina hörte, wie Gott zu ihr sagte:] Ach, meine vielgeliebte Tochter, schau nur, wie schändlich es ist, dass die Menschen so erbärmlich nach den Gütern dieser Welt gieren und nicht einmal den Hinweisen des natürlichen Lichtes folgen, um das höchste und ewige Gut zu erlangen! Sie tun nicht einmal das, was die Philosophen aus Liebe zur Wissenschaft taten.
Sobald diese nämlich verstanden hatten, dass Reichtum ein Hindernis für sie ist, trennten sie sich davon, jene aber wollen sich aus ihrem Reichtum einen Gott machen, nicht mehr und nicht weniger! Ist es nicht offensichtlich, dass sie mehr unter dem Verlust der zeitlichen Güter leiden, als darunter, mich, das höchste Gut, den ewigen Reichtum zu verlieren? Wenn du dies genauer betrachtest, wirst du erkennen, dass in diesem ungeordneten Verlangen, in diesem zügellosen Willen, reich zu werden, die Quelle allen Übels liegt. […]
Im heiligen Evangelium hat meine Wahrheit euch gesagt, dass es leichter für ein Kamel ist, durch ein Nadelöhr zu gehen, als für einen Reichen, in das ewige Leben zu gelangen! Solche Reichen sind jene, die durch ungeordnete Anhänglichkeit an die Güter dieser Welt Reichtümer besitzen oder begehren. Viele gibt es, wie ich dir bereits sagte, die, obwohl sie in Wirklichkeit arm sind, aufgrund ihrer ungeordneten Anhänglichkeit dennoch die ganze Welt besitzen, mit dem Wunsch, sie – wenn sie nur könnten – zu beherrschen. Für diese ist es unmöglich, durch das enge, niedrige Tor zu gehen, es sei denn, sie werfen ihren Ballast ab, ziehen ihr Herz von der Liebe zur Welt zurück und neigen in Demut ihr Haupt. Denn durch dieses Tor muss man hindurchgehen: Es gibt kein anderes, das den Zugang in das Leben schenkt. Es gibt zwar ein großes Tor; das aber öffnet sich zur ewigen Verdammnis! Und durch dieses Tor werden jene Blinden gehen, die das Verderben nicht sehen, in das sie sich begeben.