Die erste Stufe des himmlischen Gesanges ist die Liebe zu Gott und zum Nächsten, und um uns darin zu unterweisen, sandte Gott Vater uns seinen Sohn. Wer nämlich diese Stufe nicht kennt, kann nicht in den himmlischen Chor eintreten, denn er hat weder die Kenntnis davon noch die Zierde, und so muss er für immer draußen bleiben.
[…] Gott zu lieben und den Nächsten im Blick auf Gott, um Gottes willen und in Gott zu lieben, das ist in der Tat das Erhabenste und Fröhlichste, was im Himmel und auf Erden gesungen werden kann. Die Kunst und Wissenschaft dieses Gesanges wird uns durch den Heiligen Geist geschenkt. Christus, unser Sänger und Chormeister, hat diesen Gesang seit Anbeginn gesungen und wird uns in alle Ewigkeit das Lied der unendlichen Treue und Liebe anstimmen. Dann werden auch wir mit all unseren Kräften ihm nachsingen, sowohl hier auf Erden als auch inmitten des Chores der Herrlichkeit Gottes. So ist denn die wahre und ungeheuchelte Liebe das gemeinsame Lied, das wir alle kennen müssen, um im Königreich Gottes dem Chor der Engel und Heiligen beigezählt zu werden; denn die Liebe ist die Wurzel und Ursache aller inneren Tugenden, und sie ist auch die Zierde und der wahre Schmuck aller äußeren guten Werke. Sie lebt aus sich selbst und ist sich selbst der Lohn. In ihrem Tun kann sie sich nicht irren, denn darin ist uns Christus vorausgegangen, der uns die Liebe gelehrt und in der Liebe gelebt hat, er mit all den Seinen. Wir müssen ihn also nachahmen, wenn wir mit ihm selig werden und das Heil erlangen wollen.