Ein hohes Gut für das menschliche Leben ist die Gesundheit des Körpers. Doch das Beseligende liegt nicht darin, dass man die Definition von Gesundheit kennt, sondern darin, dass man sich im Leben ihrer erfreut. […] So drängt sich uns die Einsicht auf, dass der Herr Jesus nicht jene seligpreist, die etwas über Gott wissen, sondern nur jene, die ihn in ihrem Innern besitzen.
„Selig“, heißt es dann, „die ein reines Herz haben; denn sie werden Gott schauen“ (Mt 5,8). Er sagt nicht, dass Gott von jedem, dessen Seelenauge gereinigt ist, wie ein Bild – also bloß äußerlich – gesehen werden kann. […] Ein anderes Wort drückt es deutlicher aus: „Das Reich Gottes ist in euch“ (Lk 17,21 Vulg.). Hierdurch sollen wir lernen, dass jeder, der sein Herz von allem Bösen und jeder ungeordneten Leidenschaft gereinigt hat, in seiner eigenen Schönheit das Abbild des göttlichen Wesens sieht. […]
Ein gewisses Maß an Gotteserkenntnis, so wie es dir entspricht, trägst du in dir selbst, da der Schöpfer jenes hohe Gut in dein Wesen gelegt hat; denn als Gott dich schuf, prägte er dir den Abdruck seiner eigenen Güte ein, ähnlich wie man das Muster eines Stempels in ein Wachssiegel eindrückt. Die Sünde jedoch, die sich um diesen Abdruck Gottes in dir gelegt hat, überdeckte die Gottesgabe in dir, so dass diese gleichsam unter hässlichen Decken verborgen ist. Wenn du nun den Schmutz, der sich auf dein Herz gelegt hat, durch das Bemühen um ein vollkommenes Leben wieder wegspülst, wird deine schöne Gottesebenbildlichkeit wieder aufleuchten. Wie ein Stück Eisen, sobald es durch den Schleifstein vom Rost befreit ist, in der Sonne glänzt, so wird auch der innere Mensch – der Herr nennt ihn „Herz“ –, wenn wir den Rostschmutz, den die Sünde um ihn gelegt hatte, entfernt haben, wieder die Ähnlichkeit mit seinem erhabenen Urbild erlangen.