Wenn der Mensch sich vom äußeren Getriebe in die verborgene Kammer seines Herzens zurückgezogen, die Tür vor den Scharen lärmender Eitelkeiten verschlossen hat […]; wenn es in ihm keine Unruhe und keine Unordnung mehr gibt; nichts, was an ihm zerrt, nichts was ihn quält […], dann vollzieht sich die frohe Feier eines ersten Sabbats.
Man kann aber auch dieses innere Gemach verlassen und sich in die Herberge seines Herzens begeben […], um in die freudvolle und friedliche Ruhe der süßen Bruderliebe einzutreten. Das ist ein zweiter Sabbat, der Sabbat der Bruderliebe. […] Ist die Seele durch diese beiden Arten der Liebe [Selbstliebe und Nächstenliebe] gereinigt, dann sehnt sie sich immer zuversichtlicher und daher immer inniger nach der seligen Umarmung Gottes selbst. Von höchster Sehnsucht entbrannt, tritt sie durch den Vorhang des Fleisches hindurch hinein in das Heiligtum (vgl. Hebr 10,20), wo Jesus Christus geistig vor ihrem Angesicht steht; und sie wird in ein unbeschreibliches Licht und eine unbekannte Süße hineingezogen. Nachdem alles Körperliche, Sinnliche und Veränderliche schweigt, heftet die Seele ihren durchdringenden Blick auf das Seiende, auf das immer unveränderlich Seiende, das in sich eins ist: auf den Einen. Sie erkennt, dass der Herr ihr Gott ist (vgl. Ps 45(44),12 Vulg.), und erlebt in den süßen Umarmungen seiner Liebe den Sabbat der Sabbate.