„Selig, die arm sind vor Gott; denn ihnen gehört das Himmelreich“ (Mt 5,3). Man könnte sich fragen, von welchen Armen die Wahrheit hier sprechen wollte. Als sie sagte: „Selig, die arm sind“, hatte sie nichts angefügt über die Art der Armen, die hier zu verstehen sei. Es könnte also scheinen, um das Himmelreich zu verdienen, genüge der bloße Mangel, unter dem viele als Wirkung einer peinlichen und harten Not leiden.
Aber indem er sagt: „Selig, die arm sind vor Gott“, zeigt der Herr, dass das Himmelreich denen zuteil wird, die eher von der Demut des Herzens als vom Mangel an Mitteln empfohlen werden.
Man kann indessen nicht daran zweifeln, dass die Armen leichter als die Reichen das Gut dieser Demut erwerben, denn ihnen ist die Sanftmut eine Freundin in ihrer Not, während jenen der Stolz ein Begleiter in ihrem Überfluss ist. Dennoch findet man auch unter den Reichen viele mit einer solchen Gesinnung des Herzens, die sie dazu bringt, ihren Überfluss nicht zu benutzen, um sich aufzublähen, sondern um Güte zu üben, und die es als großen Gewinn ansehen, was zur Linderung von Elend und Kummer anderer ausgegeben wird. Allen Arten und Klassen der Menschen ist es gegeben, an dieser Tugend teilzuhaben, denn sie können alle gleich sein in der Absicht, wenn auch ungleich an Vermögen. Es ist weniger bedeutend, um wie viel sich Menschen bezüglich der irdischen Güter unterscheiden, als dass sie einander gleich sind in den geistigen Gütern. Selig ist also jene Armut, die nicht von der Liebe zum materiellen Reichtum gefesselt ist; sie trachtet nicht danach, ihren Reichtum in dieser Welt zu vermehren, sondern strebt danach, reich zu werden an himmlischen Gütern.