Eine heilige und süße Medizin für die Seele ist es, ihre Nichtigkeit anzuerkennen, immer zu sehen, dass die Sünde allein von ihr selbst und alles andere von Gott kommt. Wenn sie sich kennt und Gott kennt, dann kennt sie auch seine Güte ihr gegenüber; und indem sie ihn erkennt, liebt sie ihn und verachtet sich selbst, nicht als Geschöpf, sondern als Rebellin gegen ihren Schöpfer.
Wenn die Seele von dieser heiligen und wahren Erkenntnis ausgeht, geht sie nicht in die Irre, sondern geht mutig voran, denn sie ist vereint und verwandelt in ihm, der der Weg, die Wahrheit und das Leben ist; sie ist so stark, dass weder der böse Feind, noch eine Kreatur ihr die Kraft wegnehmen können, denn sie ist eins geworden mit ihm. Mein Herzenswunsch ist es, Euch in diesen süßen und starken Banden zu sehen. Eines der wichtigsten Zeichen dafür, dass wir Freunde und Nachfolger Christi sind, ist es, dass wir Böses mit Gutem vergelten. Tun wir das nicht, sind wir im Stand der Verdammnis. Es zu tun, ist Gott wohlgefällig in jedem seiner Geschöpfen […]. Wir müssen uns immer vor Augen halten, dass die Kränkung, die wir dem unendlichen Gott zufügen, größer ist als diejenige, die uns durch endliche Kreaturen zugefügt wird. Und doch wollen wir, dass er uns vergibt und Frieden mit uns schließt; wir möchten, dass er unsere Übertretungen zu übersehen scheint. Ebenso sollen wir an unseren Feinden handeln. Ich bitte Euch inständig im Namen des gekreuzigten Jesus: Tut es zur Ehre Gottes und zu Eurem Heil!